Nachtgeschäfte

Girls beim großen Geschäft, Kacken, Stinker machen. Egal ob dringend oder geplant. Natürlich auch woanders als auf dem Klo ;)
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Libelle
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Nachtgeschäfte

Beitrag von Libelle »

Der Wald schlief, als hätte jemand einen weichen, dunklen Mantel über die Welt gelegt. Unser kleines Zelt, kaum größer als ein aufgeschlagener Roman, stand schief auf einer moosigen Lichtung, eingeklemmt zwischen Birken, Fichten und der Unendlichkeit. Meine Freundin atmete ruhig neben mir, eingekuschelt, selig.
Ich lag wach.

Zuerst war es nur ein Ziehen, ein vertrautes Flüstern tief im Bauch, das sich mit stoischer Höflichkeit meldete: Hallo. Ich glaub, du musst mal.

Ich ignorierte es. Dachte: Vielleicht kann ich’s verschlafen.
Dachte: Vielleicht ist’s nur Luft.
Dachte falsch.

Denn schon wenige Minuten später war aus dem höflichen Flüstern ein aufdringliches Drängen geworden – begleitet von einem zunehmend quälenden Druck nach unten und einem zweiten Problem: Ich musste auch pinkeln. Dringend. Alles drückte. Der ganze untere Körper rebellierte wie ein randalierender Chor aus Blase, Darm und nackter Panik.
Ich hatte keine Wahl.

Ich tastete nach der Stirnlampe – tot. Dann griff ich nach dem Handy: 7 % Akku. Gut genug. Ich zog meine Jacke über den Pyjama, schlüpfte in meine Schuhe, griff zur ganzen Rolle Klopapier, die ich vorsorglich dabei hatte, und dann – sehr bewusst – zur kleinen faltbaren Campingschaufel.

Der Reißverschluss vom Zelt war das lauteste Geräusch des ganzen Universums. Ich hielt inne. Meine Freundin murmelte etwas im Schlaf, drehte sich um, aber wachte nicht auf. Ich kroch hinaus.
Der Wald war jetzt kein idyllischer Rückzugsort mehr. Er war ein dunkles, raschelndes Labyrinth. Jeder Schatten ein Tier. Jeder Ast ein lauerndes Wesen. Ich leuchtete mir mit dem Handy den Weg, mein Puls pochte in den Ohren, die Natur in meinem Bauch pochte noch lauter.

Ich ging etwa fünfzig Meter, weg vom Zelt, quer über eine Wurzel, durch feuchte Farne, an einer umgestürzten Kiefer vorbei. Dann fand ich eine kleine Mulde zwischen zwei dickbäuchigen Eichen – windgeschützt, weich mit Laub bedeckt. Es fühlte sich richtig an.
Ich atmete tief ein, sah mich nochmal um, schaltete das Handy auf niedrigste Helligkeit und begann zu graben. Die Erde war weich, feucht – ließ sich gut zur Seite schieben. Mit der Schaufel buddelte ich ein kleines, sauberes Loch. Etwa schuhkartongroß. Nicht riesig, aber genug für das, was kommen sollte. Und es kam.

Ich hockte mich über das Loch, die Hose um die Knöchel, die Stirn leicht auf die Hand gestützt. Erst kam das Pipi, heiß, schnell, befreiend. Es sprudelte regelrecht, prasselte
wie warmer Regen. Ich stöhnte leise vor Erleichterung. Und dann...
Dann setzte der große Moment ein.

Nicht hektisch, nicht panisch – eher wie eine ruhige, ernsthafte Entscheidung des Körpers: Jetzt lassen wir los.
Langsam, fast feierlich, entstieg mir das, was ich später nur noch ehrfürchtig „das Werk“ nennen würde. Es war... beachtlich. Ein kräftiger, kompakter Haufen, der sich sauber und ohne Drama in das vorbereitete Loch legte. Ich war stolz. Vielleicht zu stolz.
Ich nahm mir Zeit beim Abwischen – großzügig, mit der vollen Rolle. Kein Geiz, kein Zögern. Die Natur hatte mich geprüft, ich hatte bestanden – und ich wollte mich in diesem Moment der Pflege nicht hetzen.

Als ich fertig war, blickte ich noch einmal auf mein Werk. Dann griff ich zur Schaufel und schob sorgfältig die Erde zurück. Ich trat sie leicht an, warf noch etwas Laub darüber. Ein stilles Grab für einen lauten Drang.

Der Rückweg zum Zelt war plötzlich leichter. Ich fühlte mich leer, sauber, leichtfüßig. Frei. Wie jemand, der ein dunkles Kapitel abgeschlossen hatte – im wahrsten Sinne.
Als ich wieder ins Zelt kroch, war alles wie vorher: Das sanfte Atmen meiner Freundin, das gelegentliche Knacken der Äste draußen. Ich wickelte mich in den Schlafsack, das Handy lag neben mir mit 3 % Akku. Egal.

Ich schloss die Augen. Und schlief mit dem Gefühl ein, heute Nacht wirklich Teil der Wildnis gewesen zu sein – vielleicht nicht als Held, aber doch als jemand, der sich seiner Natur gestellt hatte.
Gelöschter Benutzer 30112

Re: Nachtgeschäfte

Beitrag von Gelöschter Benutzer 30112 »

So genial und poetisch geschrieben.
Moooooooin!
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Re: Nachtgeschäfte

Beitrag von Moooooooin! »

Toll geschrieben!
Kacke ist nicht scheisse!
mituri
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Re: Nachtgeschäfte

Beitrag von mituri »

Sehr schön geschrieben!
Dreckspatz
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Re: Nachtgeschäfte

Beitrag von Dreckspatz »

Wow, das ist mit Abstand die schönste Geschichte, die ich in diesem Forum seit langem lesen durfte!
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