Mamas Dringender Anruf (Teil 1)

Erfundene Geschichten rund um das kleine Geschäft bei den Mädels. Hier könnt Ihr Eurer Fantasie freien Lauf lassen!
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Gotah
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Mamas Dringender Anruf (Teil 1)

Beitrag von Gotah »

Da lag ich also, in meinem Bett, deprimiert wegen COVID, einsam wegen COVID und arbeitslos wegen COVID. In welch einer miserablen Situation ich mich doch befand, und ich war sicher nicht der einzige auf der Welt.
Ich verbrachte die meißten meiner Tage bis zu den Kniescheiben in Gedanken versunken und machte mir über alles Mögliche Sorgen. Meine Zukunft zum Beispiel war ein Klassiker und schlussendlich endeten all diese Gedanken auf gleiche Weise, nämlich mit dem Satz:"Ich bin 21, was zum Teufel stell' ich mit meinem Leben an!"
Doch an jenem Abend, nach langer Zeit und noch ohne jegliche Vorahnung, stand ich davor endlich wieder mal einen Hauch von Aufregung im Haus zu erleben.
Wie ich Anfangs schon sagte, ich lag in meinem Bett, gelangweilt, deprimiert und so weiter und so fort, als ich hörte wie sich die Haustür öffnete. Meine Mutter kam von der Arbeit zurück. Sie durchbrach die nervige Stille die über das Haus herrschte und mit ihrer üblichen Energie brachte sie wieder etwas Leben in die Bude.
"Hallo, Schatz!", hörte ich sie rufen.
"Hallo!", erwiederte ich ohne große Emotionen.
"Ich muss mal!"
"Ja, ich weiß!"
Mama die mit einer vollen Blase heimkam war für mich nichts Neues. Dies ging schon ein ganzes Leben lang so. Jedes mal als sie die Wohnung betrat, sei es nach der Arbeit, nach dem Einkaufengehen, nach einer freudigen nacht mit Freunden, egal was, sie landete immer auf's Klo sobald sie Jacke und Schuhe auszog ... doch nicht an dem Abend.
Kurz nachdem meine Mutter ihren Mantel aufhing, hallte am anderen Ende des Hausflurs das Telefon. Und hier ist noch was, das ihr über die Frau wissen müsst die mich auf diese Welt gebracht hat: sie hat diese alberne "Regel", dass niemand außer sie das Haustelefon antworten darf sobald irgendwer anruft. Es ist ganz egal ob ich näher stehe wenn es mal läutet, wenn sie nicht zuerst rangehen kann, dann gibt's im Anschluss unnötiges Nörgeln zum Nachtisch.
Aufjedenfall, das Telefon kreischte und ich hörte gleich darauf meine Mutter unten jammern: "Ach Scheiße! Nicht jetzt!"
"Ich kann schon rangehen!", meine Stimme stolperte die Treppe hinunter. Doch wie erwartet wurde ich von ihr ignoriert und anstatt wie üblich auf's Klo zu rennen, taumelte meine Mutter in die entgegengesetzte Richtung.
"Hallo?", hörte ich sie mit höflicher Stimme sagen.
Ich wusste bereits schon wer das war, ein komischer Geschäftsmann der mit ihr über irgendwelchen Kram reden musste. Er hatte versucht es mir zu erklären, doch weil mein IQ knapp unter Raumtemperatur liegt verstand ich nur die Hälfte von dem was er mir sagte. Der Mann hatte nämlich schon ein paar Stunden davor angerufen und ich erklärte ihm, dass Mama arbeiten war und er es um 18:00 Uhr wieder probieren sollte - so tat er auch. Ich muss schon sagen ich war beeindruckt von der Pünktlichkeit der beiden.
Mama begann am Hörer über Verschiedenes rumzulabern und da ich in meinem Zimmer versuchte ein Buch zu Lesen, driftete ich alsbald in einer tiefen Trance hinein.
Nach gefühlten 20 Minuten kam ich wieder in die reale Welt zurück und merkte wie Mama immer noch mit dem Herrn redete.
"Musste sie nich pinkeln?", dachte ich mir. So ging ich hinunter um nach ihr zusehen und beobachtete dann wie sich eine recht kuriose Szene vor meinen Augen abspielte.
Ich sah wie meine Mutter mit überkreuzten Beinen über das Telefon gebückt war und mit einer Hand zwischen den Schenkeln dem anscheinend großen Druck entgegendrückte. Wir wechselten unsere Blicke. Ihr Gesichtsausdruck erzählte mir alles was ich wissen musste.
"Ich muss mal!", teilte sie mir mit indem sie nur die Lippen bewegte.
"Leg doch auf und geh!", flüsterte ich ihr zu.
"Ich kann nicht", murmelte Mama "es ist wichtig!"
Mir war schon bewusst, dass dieser ein beonderer Anruf war, doch ich wunderte mich auch, ob sie dem Mann überhaupt noch zuhören konnte.
"Komm schon, mama!", versuchte ich ihr klarzumachen.
"Geh jetzt weg!", erwiederte sie so leise, dass ich ihre zitternde Stimme gerade so hören konnte. Ich tat also was sie sagte und stolperte vom Hausflur ins Wohnzimmer hinein. Von dort aus konnte ich in den nächsten Minuten nichts anderes hören als: "Ja ... Mhm ... Ja ... Ja ... Natürlich ... Nein - ich meine Ja ... Warten Sie ... Doch ... Nein ... Mhm ..." und so weiter. Als sie nach 15 Minuten dann immer noch am Hörer klebte, ging ich wieder zu ihr um nachzusehen ob die Situation noch unter Kontrolle war. War sie nicht.

Fortsetzung folgt ...
rastamann104
Beiträge: 292
Registriert: 24 Apr 2014, 18:23
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Re: Mamas Dringender Anruf (Teil 1)

Beitrag von rastamann104 »

Sehr sehr spannend
saugruessel
Beiträge: 58
Registriert: 20 Jun 2015, 12:58
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Re: Mamas Dringender Anruf (Teil 1)

Beitrag von saugruessel »

Eine wahre Geschichte auch wenn sie erfunden ist, denn in der Kunst der Schriftstellerei ist genau das wahr was wahr sein könnte. Genau das ist das Wesen der Kunst die diesem Autor gegeben. Großartige Unterhaltung, dankeschön und gerne bald mehr !
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