Türchen 6 - Nikolaus

Erfundene Geschichten rund um das große Geschäft bei den Mädels. Hier könnt Ihr Eurer Fantasie freien Lauf lassen!
Antworten
Benutzeravatar
bluemoon
Moderator
Beiträge: 578
Registriert: 17 Jul 2014, 11:13
Geschlecht:

Türchen 6 - Nikolaus

Beitrag von bluemoon »

6.

Etwa eine Wegstunde später, in einem dichten Wäldchen, verließ uns das Glück.
Ein scharfes Zischen ertönte. Mit einem Knall explodierte mein Sattelknauf und im Baum neben mir vibrierte ein schwerer Armbrustbolzen.
Gleichzeitig sprangen wir aus dem Sattel, rissen die Pferde herum und gingen hinter ihnen in Deckung.
Es waren drei Angreifer.
Der Erste ließ die Armbrust fallen, zückte sein Messer und rückte mir auf den Pelz.
Der Zweite holte mit einem schweren Knüppel aus und zielte auf meinen Kopf.
Mit einem Tritt hielt ich den Ersten auf Distanz, als mich ein erneutes Zischen neben dem Ohr zur Seite zucken ließ. Der Kerl senkte die Keule und schielte mit dem linken Auge verdattert auf den Messergriff, der aus seinem rechten herausragte. Dann sank er langsam, wie in Zeitlupe, zu Boden.
Ich hatte keine Zeit, mich bei meinem Knappen für diesen Meisterwurf zu bedanken, da der Erste wieder auf mich zukam.
Auch ich hatte nun meinen Dolch in der Hand und lauernd umkreisten wir uns. Am Rand meines Gesichtsfeldes nahm ich wahr, dass Antoine mit dem dritten Gegner rang.
Es wurde höchste Zeit für einen fiesen Trick. Als mein Widersacher vorsprang und auf mich losging, machte ich einen Schritt rückwärts, stolperte scheinbar und öffnete weit meine Deckung, als ob ich das Gleichgewicht verloren hätte. Der Kerl sah seine Chance und setzte nach.
In einem weiten Halbkreis zog ich den rechten Arm nach vorne. Meine Hand, die das Messer umklammerte, nahm Fahrt auf. Fast ohne einen Widerstand zu spüren, trieb ich die Klinge bis zum Heft in seine Schläfe. Der Blick brach, noch bevor er zu Boden ging.

Antoine war inzwischen in ziemlicher Bedrängnis. Nachdem er mir mit dem Messerwurf das Leben gerettet hatte, war er unbewaffnet. Sein Gegner war größer und kräftiger als er und war dabei, ihn niederzuringen. Lange würde er nicht mehr standhalten.
Aber ich hatte noch ein Ass im Ärmel – oder besser gesagt: im Stiefel.
Als der Kerl zum Stoß ansetzte, zog ich meine kleine Smith&Wesson heraus und schoss ihm mitten in die Stirn. Er war augenblicklich tot, aber der Schwung seines Armes rammte die Klinge noch tief in Antoines Bauch und beide fielen zu Boden.

Mit einem Tritt befreite ich Antoine von dem Leichnam und kniete mich neben ihn. Er keuchte und hielt verzweifelt den Messergriff fest.
„Lass den Dolch stecken und beweg dich nicht“, ermahnte ich ihn eindringlich, „ich hole Verbandszeug.“
Die Dämmerung senkte sich herab, als ich erst mein Pferd einfangen und dann in der Packtasche mein Notfall-Kästchen heraussuchen musste. Als ich zurückkam, hatte mein Knappe die Augen geschlossen und atmete flach. Er musste irrsinnige Schmerzen haben. Ich zog rasch eine Einwegspritze mit einem Betäubungsmittel auf und rammte ihm die Kanüle in den Oberarm. Dann zog ich mit einem Ruck die Klinge heraus.
Antoine schrie.
Ich musste die Wunde untersuchen, aber das Tageslicht reichte dazu nicht mehr.
Aus meinem Kästchen zog ich einen Leuchtstab und knickte ihn in der Mitte durch. Sofort breitete sich ein gelblicher Schimmer aus, der rasch zu einem hellen Gleißen wurde.
Mein Knappe starrte mich an, als wäre ich der Leibhaftige persönlich.
„Keine Sorge, wir kriegen dich schon wieder auf die Beine“, beruhigte ich ihn und hoffte, dass ich mich zuversichtlicher anhörte, als ich mich fühlte.

Die Wunde war tief.
Sie blutete weniger, als ich erwartet hatte und an den Rändern hatte der Dolch Schmutz- und Rostspuren hinterlassen. Ich zog sie vorsichtig auseinander und konnte in der Tiefe eine grau-blau glänzende Darmschlinge erkennen. Zum Glück schien sie unverletzt. Zudem war der Einstich direkt über dem Beckenkamm. Etwas höher, und es hätte die Lunge erwischt.
Mit einer antiseptischen Lösung wusch ich die Wunde. Zur Sicherheit ließ ich noch die UV-Lampe wirken, deren starkes, tiefblaues Licht eventuell vorhandene Keime abtötete.
„Du bist ein Zauberer“, murmelte mein Rotschopf und betrachtete mit flatternden Augenlidern den Lichtschein. Das Beruhigungsmittel wirkte.
Als ich die Wundränder schließlich zusammennähte, schlief er bereits tief und fest.

Zufrieden betrachtete ich mein Werk. Natürlich würde eine Narbe zurückbleiben, aber wenn sich nichts entzündete, sollte alles sauber verheilen.
Ich dachte an den schmutzigen Dolch und verpasste meinem Knappen vorsorglich noch eine Tetanus-Impfung. Als die Nadel in seinen Oberarmmuskel eindrang, breitete sich ein feuchter Fleck auf seiner Hose aus, der rasch größer wurde. Ein gutes Zeichen, wie ich fand. Die Reflexe schienen in Ordnung zu sein.

In der nassen Hose konnte ich ihn natürlich nicht liegen lassen. Zunächst klebte ich die Wunde mit einem großen sterilen Pflaster ab und legte einen straffen Druckverband an. Dann machte ich mich daran, ihn zu waschen.
Als ich seine Hose öffnete, wurde ein Büschel feuerroter Schamhaare sichtbar.
Und weiter unten: nichts.

Mein Kopf war völlig leer. Ich musste einige Zeit vor mich hin gestiert haben, bevor die Hirnaktivität endlich wieder einsetzte.
Der Kerl, der mir in einem mutigen Kampf das Leben gerettet hatte – war ein Mädchen!

Mechanisch wusch ich sie und zog ihr Hosen aus meinem Packsack an, während mein Denkapparat versuchte, die Situation zu verarbeiten.
Da ich nun schon dabei war, entfernte ich auch den festen Leinen-Wickel, mit dem sie ihre Brüste eingeschnürt hatte. Natürlich konnte sie nicht weiterreiten und so schlug ich ein Lager für uns auf. Eigentlich wollte ich wach bleiben. Schließlich konnte sich immer noch einiges Gesindel hier herumtreiben. Aber die Aufregungen des Tages forderten ihren Tribut.

Der Himmel über uns war schon hell, als mich unterdrücktes Stöhnen weckte. Antoine, oder wer auch immer sie war, stand der Schweiß auf der Stirn. Sie war blass und biss die Zähne zusammen.
„Wie geht es dir?“, fragte ich mitfühlend.
„Beschissen!“, fuhr sie mich an und fluchte wie ein Schauermann.
Ich musste grinsen. Das klang doch gar nicht so schlecht.

„Hier schluck das runter“, forderte ich sie auf und hielt ihr ein paar Tabletten hin.
„Was ist das?“, presste sie hervor.
„Man nennt es Antibiotikum. Es verhindert, dass sich die Wunde entzündet. Und das hier ist ein starkes Schmerzmittel.“
„So wie das Zeug gestern, das das Kopfweh vertrieben hat?“
„Genau“, lächelte ich, „aber wesentlich stärker.“
Ich hielt ihr einen Becher an die Lippen und sie trank den verdünnten Wein in kleinen Schlucken.
Dann steckte ich ihr ein Fieberthermometer in den Mund. Es zeigte fast 40 °C, als es piepte.
Benutzeravatar
coopro
Beiträge: 634
Registriert: 18 Apr 2014, 01:50
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Türchen 6 - Nikolaus

Beitrag von coopro »

Wahnsinn! Das beste Türchen bis jetzt! Würdig für den Nikolaus-Tag :)
Benutzeravatar
lunacy
Moderator
Beiträge: 1967
Registriert: 24 Aug 2015, 15:49
Wohnort: Niedersachsen
Geschlecht:

Re: Türchen 6 - Nikolaus

Beitrag von lunacy »

Ui, überraschende Wendung!

Hatte mich schon gewundert, ob die Story hauptsächlich homosexuelle Elemente beinhalten würde. Aber das hat sich ja nun erledigt. Köstlich die Formulierung: ein Büschel feuerroter Schamhaare und darunter: nichts. ;)

Zunächst dachte ich an einen Eunuchen... ha ha ha. Aber die andere Variante gefällt mir weitaus besser! :lol:
Viele Grüße von
lunacy 8-)
Benutzeravatar
bluemoon
Moderator
Beiträge: 578
Registriert: 17 Jul 2014, 11:13
Geschlecht:

Re: Türchen 6 - Nikolaus

Beitrag von bluemoon »

Ach, das ist ja süß, dass ihr die alte Story wieder ausgegraben habt ;)
Danke, mike.80993!

Eigentlich wollte ich für dieses Jahr mal wieder einen Adventskalender fertig schreiben. Hat leider zeitlich nicht geklappt :(
Aber sobald das neue Forum online ist, kommt ein neuer Fortsetzungsroman - versprochen! (Achtung Zaunpfahl, coopro!) ;))
Benutzeravatar
coopro
Beiträge: 634
Registriert: 18 Apr 2014, 01:50
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Türchen 6 - Nikolaus

Beitrag von coopro »

bluemoon hat geschrieben:Ach, das ist ja süß, dass ihr die alte Story wieder ausgegraben habt ;)
Danke, mike.80993!

Eigentlich wollte ich für dieses Jahr mal wieder einen Adventskalender fertig schreiben. Hat leider zeitlich nicht geklappt :(
Aber sobald das neue Forum online ist, kommt ein neuer Fortsetzungsroman - versprochen! (Achtung Zaunpfahl, coopro!) ;))
ich tu was ich kann! :)
Benutzeravatar
bluemoon
Moderator
Beiträge: 578
Registriert: 17 Jul 2014, 11:13
Geschlecht:

Re: Türchen 6 - Nikolaus

Beitrag von bluemoon »

coopro hat geschrieben:ich tu was ich kann! :)
...so wollte ich das verstanden haben, danke :lol:
Benutzer 2042 gelöscht

Re: Türchen 6 - Nikolaus

Beitrag von Benutzer 2042 gelöscht »

Ist da was zwischen Euch im Gang, was wir nicht wissen . . . ha, ha, ha . . . ein Dichter-Wettstreit? . . . Kultur-Kampf . . . is' ja nett!

Aber zur Nikolaus-Geschichte:
Wow! Echte Aktion! Ich hab' da ja sofort so 'ne Art Kevin Costner Robin Hood aus den 80'ern vor mir. Nein, nicht Erol Flynn, die Mutter aller Mantel & Degen Filme . . . das wär jetzt hier zuviel . . . hi, hi, hi . . . und dann natürlich die Wendung vom Knappen zum Drind'l . . . eben: Kevin Costner Schmozette . . . Klasse!
Antworten