Auf dem Spielplatz (aus dem Archiv)
Verfasst: 08 Aug 2014, 08:10
Hier noch eine Geschichte, die ich aus dem alten Forum gerettet habe:
Mißmutig hackte Liz auf ihrem Handy herum und simste ihrer besten Freundin ihren derzeitigen Frust.
Es war Samstag, kurz nach dem Mittagessen, und sie war hier auf diesem beknackten Spielplatz festgenagelt, während die restliche Clique in Sandros Eiscafé saß und die Aktivitäten für den Abend plante. An denen sie natürlich nicht teilnehmen konnte.
Im Gloria lief heute der neue Film an. Bestimmt hatte Nagi wieder Freikarten für alle besorgt.
Es war so verdammt ungerecht!
Nur weil die Klitsche, in der ihre Mutter arbeitete, ihr heute Wochenend-Dienst und Spätschicht aufgebrummt hatte, musste Liz nun Kindermädchen für die kleine Schwester spielen.
Halbschwester!, korrigierte sie sich selbst. Wie sie das hasste!
Warum hatte ihre Mutter sich auch 13 Jahre nach ihr von so einem dämlichen Versager noch ein weiteres Kind machen lassen? Dabei lag sie Liz ständig in den Ohren, bloß die Pille nicht zu vergessen! Sie hätte wissen müssen, dass der Typ sich sofort nach Annikas Geburt aus dem Staub machen würde - so wie Liz’ Erzeuger das damals ja auch schon getan hatte. Und Alimente? Fehlanzeige. Das Geld war immer knapp.
Scheiße, jetzt war auch noch der Akku an ihrem Handy leer.
Vom Sandkasten drangen Schreien und Schimpfen herüber. Die aufgedonnerte alte Schachtel, die bisher auf der Bank gegenüber gesessen hatte, stand nun mitten im Sand, hielt einen plärrenden Jungen an der Hand und schimpfte lauthals auf ein anderes Kind ein.
Das andere Kind hielt unglücklich den Blick gesenkt, eine gelbe Plastikschaufel in der Hand.
Das andere Kind war Annika.
Die Alte wandte sich um und schoss zornige Blicke auf Liz. Wahrscheinlich hielt sie sie für Annikas Mutter...
Annika trottete zu ihr herüber. Ein Rotzfaden lief ihr aus der Nase. Auf den Knien der Hose zeichneten sich feuchte, sandige Flecken ab.
„Ich muss mal“, sagte sie undeutlich.
Liz stöhnte. Auch das noch! War sie nicht schon genug gestraft?
„Da drüben ist das Klohäuschen!“, gab sie unwirsch zurück.
Die Kleine blieb einfach nur stehen und starrte sie an.
OK, OK, das war fies.
Sie wusste schließlich, dass Annika noch nicht alleine aufs Klo konnte. Schon gar nicht auf ein öffentliches.
Das schlechte Gewissen ließ ihre Stimme unangenehm schrill werden. „Komm mit!“
Sie steckte das leere Handy ein und zerrte ihre Schwester hinter sich her.
Schon von außen war klar, dass sie mit Annika da nicht hineingehen konnte. Die Tür stand ein Stück offen und Müll und anderer undefinierbarer Dreck lagen auf dem Boden. Ein bestialischer Gestank wehte heraus und vermutlich würde man in den Ecken noch das Spritzenbesteck der Fixer finden, die sich nachts hier herumtrieben.
„Hier geht es nicht“, stellte Liz genervt fest, „wir müssen nach Hause. Kannst du es noch so lange aushalten?“
Bis zur Wohnung hatten sie zwei Querstraßen und vier Stockwerke vor sich. Alles in allem mindestens 10 Minuten.
„Ich hab Bauchweh“, sagte die Kleine.
Oh je! Dann war es wirklich dringend. Was sollte sie bloß machen? In dem Mini-Park um den Spielplatz herum hatte die Stadt alles Gebüsch entfernen lassen. Aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Und es herrschte reger Betrieb. Mütter und auch ein paar Väter saßen und standen in Grüppchen, während der Nachwuchs entweder auf dem Klettergerüst tobte oder den Sandkasten umpflügte.
Die Alte mit ihrem verzogenen Bengel stierte immer noch böse zu ihnen herüber.
„Liz?“, ließ sich Annika kläglich mit zitternder Stimme vernehmen.
„Was ist denn?“, gab sie abwesend zurück, während sie weitere Möglichkeiten erwog. Um den kleinen Park lagen lauter Wohnblocks. Ob sie einfach irgendwo klingeln sollte?
„Hast du mich eigentlich lieb?“
Liz hatte das Gefühl, einen wuchtigen Faustschlag in den Magen zu bekommen.
Alles Blut strömte blitzartig aus ihrem Kopf.
Im nächsten Moment schwappte ein so gewaltige Welle glühend heißer Scham über ihr zusammen, dass sie ächzte.
Hatte sie sich gerade tatsächlich gewünscht, ihre Schwester wäre nie geboren worden?
Um einen halben Samstag lang mit ihrer Clique abzuhängen!
Was hatte sie mit ihrem verdammten Egoismus bloß angerichtet?
Annikas Gesicht schien nur noch aus riesigen Augen zu bestehen, mit denen sie flehend und unendlich einsam zu ihrer großen Schwester aufsah.
Liz' Knie gaben nach und sie sank vor dem Kind zu Boden, nahm es in die Arme und drückte es fest an sich.
Tief holte sie Luft.
„Ja, mein Schatz. Ja, ich hab dich ganz, ganz doll lieb". Sie betonte jedes einzelne Wort und wusste felsenfest, dass sie wahr waren. "Genauso lieb, wie Mami dich hat.“
Die edle weiße Jeans, auf die sie ewig ihr Taschengeld gespart hatte, war nun sicher ruiniert und Annika verteilte ihren Rotz auf der schicken roten Lederjacke. Aber das war auf einmal völlig egal.
Nach einer Ewigkeit, wie es ihr vorkam, löste sich die Anspannung in dem kleinen Kinderkörper endlich. Sie spürte, wie sich Annika aufseufzend an sie kuschelte. Liz kämpfte mit Tränen der Erleichterung.
„Lizzy?“
„Ja, Anni. Was ist denn?“
„Ich glaube, jetzt habe ich in die Hose gemacht...“
Nun drang auf einmal die feuchte Wärme in ihr Bewußtsein, die sich auf ihrem Unterbauch und den Oberschenkeln ausbreitete. Langsam erhob sie sich und sah an ihnen beiden herab.
Annikas Hose war im Schritt nass und dunkel. Von den Hosenbeinen tropfte es.
Ihre eigene, zuvor schneeweiße Jeans, war vom Reissverschluß bis zu den Knien gelblich verfärbt. Darunter prangten tiefbraune Matschflecken vom Knien auf dem feuchten Boden.
Es sah aus, als hätten sie beide die Hosen gestrichen voll.
Entsetzt starrte Annika auf die Bescherung. Gleich würde sie anfangen zu weinen.
Bei Liz fing das Zucken in den Schultern an. Ließ die Arme vibrieren und erreichte endlich ihr Zwerchfell. Ein Glucksen tief in ihrer Kehle schwoll zu lautem Lachen. Sie hielt sich den Bauch und konnte gar nicht mehr aufhören.
Wieder sank sie auf die Knie und vergrub ihr Gesicht in Annis Wuschelhaaren.
Die kleine Schwester lachte erleichtert mit, klammerte sich fest an ihren Hals.
„Ich muss noch Aa“, wisperte sie.
Diesmal reagierte Liz sofort. Sie öffnete der Kleinen die nasse Hose und hielt sie, wie sie es bei ihrer Mutter schon gesehen hatte, vor sich. Mit dem Rücken zum Spielplatz war von dort hoffentlich nicht allzuviel zu sehen und sie duckte sich so weit wie möglich hinter den Zaun. Meine Güte, war das Kind schwer!
Beim Drücken verspannte sich Annika so, dass Liz sie fast fallen gelassen hätte. Die Arme zitterten ihr vor Anstrengung, als sie endlich das nasse Klatschen vernahm, mit dem das Aa auf den Boden plumpste.
Das Tempo in ihrer Hosentasche war zwar feucht von dem Pipi-Unfall, erfüllte aber noch seinen Zweck als Klopapier.
Sie bemerkte die empörten Blicke der anderen erst, als sie wieder zum Spielplatz zurückkehrten.
Mit verdreckter Hose, aber hoch erhobenem Haupt, nahm Liz Annika an der Hand, schritt zum Sandkasten und suchte ihre Spielsachen zusammen.
„Was sind sie bloß für eine Mutter!“, zischte die alte Hexe bösartig. Der kleine Junge stierte trübe mit verheulten Augen vor sich hin.
„Ich bin überhaupt keine Mutter!“ Klar und deutlich, dass es alle hören konnten, stellte sie das richtig und fuhr fort: „Und das schreiben sie sich hinter die Ohren: Wenn sie wieder einmal ein Problem mit meiner Schwester haben, wenden sie sich gefälligst an mich! Wagen sie es ja nicht, sie je wieder auszuschimpfen, sonst können sie was erleben!“
Die Frau wurde blass und zog ihren Mund so fest zusammen, dass er aussah wie das Poloch einer Katze.
Aber das bekamen die Schwestern gar nicht mehr mit.
Sie waren schon auf dem Weg nach Hause und schmiedeten Pläne.
„Als erstes machen wir ein großes Badefest“, schlug Liz vor, „das haben wir wohl dringend nötig.“
„Au ja!“, begeisterte sich Anni, „darf ich zu dir in die Wanne kommen?“
„Na klar! Und was machen wir dann?“
„Uno spielen?“
„Ja, und danach können wir uns zusammen etwas zum Abendessen kochen“, sagte Liz.
Jetzt waren Zweifel in Annis Gesichtsausdruck zu erkennen. Mit den Kochkünsten ihrer Schwester hatte sie schon Erfahrungen...
Liz lachte. „Und wenn es wieder nichts wird, schmeißen wir alles in den Müll und bestellen Pizza.“
Anni jauchzte. „Und nach dem Essen liest du mir was vor!“
„Abgemacht!“ Sie musste sich hinunterbeugen, um Anni abzuklatschen.
Kurz kam ihr der Kinofilm in den Sinn, der heute Abend starten würde.
Um nichts in der Welt würde sie auf den gemeinsamen Abend mit ihrer Schwester verzichten!
Nur sie beide, nur Annika und Liz.
Mißmutig hackte Liz auf ihrem Handy herum und simste ihrer besten Freundin ihren derzeitigen Frust.
Es war Samstag, kurz nach dem Mittagessen, und sie war hier auf diesem beknackten Spielplatz festgenagelt, während die restliche Clique in Sandros Eiscafé saß und die Aktivitäten für den Abend plante. An denen sie natürlich nicht teilnehmen konnte.
Im Gloria lief heute der neue Film an. Bestimmt hatte Nagi wieder Freikarten für alle besorgt.
Es war so verdammt ungerecht!
Nur weil die Klitsche, in der ihre Mutter arbeitete, ihr heute Wochenend-Dienst und Spätschicht aufgebrummt hatte, musste Liz nun Kindermädchen für die kleine Schwester spielen.
Halbschwester!, korrigierte sie sich selbst. Wie sie das hasste!
Warum hatte ihre Mutter sich auch 13 Jahre nach ihr von so einem dämlichen Versager noch ein weiteres Kind machen lassen? Dabei lag sie Liz ständig in den Ohren, bloß die Pille nicht zu vergessen! Sie hätte wissen müssen, dass der Typ sich sofort nach Annikas Geburt aus dem Staub machen würde - so wie Liz’ Erzeuger das damals ja auch schon getan hatte. Und Alimente? Fehlanzeige. Das Geld war immer knapp.
Scheiße, jetzt war auch noch der Akku an ihrem Handy leer.
Vom Sandkasten drangen Schreien und Schimpfen herüber. Die aufgedonnerte alte Schachtel, die bisher auf der Bank gegenüber gesessen hatte, stand nun mitten im Sand, hielt einen plärrenden Jungen an der Hand und schimpfte lauthals auf ein anderes Kind ein.
Das andere Kind hielt unglücklich den Blick gesenkt, eine gelbe Plastikschaufel in der Hand.
Das andere Kind war Annika.
Die Alte wandte sich um und schoss zornige Blicke auf Liz. Wahrscheinlich hielt sie sie für Annikas Mutter...
Annika trottete zu ihr herüber. Ein Rotzfaden lief ihr aus der Nase. Auf den Knien der Hose zeichneten sich feuchte, sandige Flecken ab.
„Ich muss mal“, sagte sie undeutlich.
Liz stöhnte. Auch das noch! War sie nicht schon genug gestraft?
„Da drüben ist das Klohäuschen!“, gab sie unwirsch zurück.
Die Kleine blieb einfach nur stehen und starrte sie an.
OK, OK, das war fies.
Sie wusste schließlich, dass Annika noch nicht alleine aufs Klo konnte. Schon gar nicht auf ein öffentliches.
Das schlechte Gewissen ließ ihre Stimme unangenehm schrill werden. „Komm mit!“
Sie steckte das leere Handy ein und zerrte ihre Schwester hinter sich her.
Schon von außen war klar, dass sie mit Annika da nicht hineingehen konnte. Die Tür stand ein Stück offen und Müll und anderer undefinierbarer Dreck lagen auf dem Boden. Ein bestialischer Gestank wehte heraus und vermutlich würde man in den Ecken noch das Spritzenbesteck der Fixer finden, die sich nachts hier herumtrieben.
„Hier geht es nicht“, stellte Liz genervt fest, „wir müssen nach Hause. Kannst du es noch so lange aushalten?“
Bis zur Wohnung hatten sie zwei Querstraßen und vier Stockwerke vor sich. Alles in allem mindestens 10 Minuten.
„Ich hab Bauchweh“, sagte die Kleine.
Oh je! Dann war es wirklich dringend. Was sollte sie bloß machen? In dem Mini-Park um den Spielplatz herum hatte die Stadt alles Gebüsch entfernen lassen. Aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Und es herrschte reger Betrieb. Mütter und auch ein paar Väter saßen und standen in Grüppchen, während der Nachwuchs entweder auf dem Klettergerüst tobte oder den Sandkasten umpflügte.
Die Alte mit ihrem verzogenen Bengel stierte immer noch böse zu ihnen herüber.
„Liz?“, ließ sich Annika kläglich mit zitternder Stimme vernehmen.
„Was ist denn?“, gab sie abwesend zurück, während sie weitere Möglichkeiten erwog. Um den kleinen Park lagen lauter Wohnblocks. Ob sie einfach irgendwo klingeln sollte?
„Hast du mich eigentlich lieb?“
Liz hatte das Gefühl, einen wuchtigen Faustschlag in den Magen zu bekommen.
Alles Blut strömte blitzartig aus ihrem Kopf.
Im nächsten Moment schwappte ein so gewaltige Welle glühend heißer Scham über ihr zusammen, dass sie ächzte.
Hatte sie sich gerade tatsächlich gewünscht, ihre Schwester wäre nie geboren worden?
Um einen halben Samstag lang mit ihrer Clique abzuhängen!
Was hatte sie mit ihrem verdammten Egoismus bloß angerichtet?
Annikas Gesicht schien nur noch aus riesigen Augen zu bestehen, mit denen sie flehend und unendlich einsam zu ihrer großen Schwester aufsah.
Liz' Knie gaben nach und sie sank vor dem Kind zu Boden, nahm es in die Arme und drückte es fest an sich.
Tief holte sie Luft.
„Ja, mein Schatz. Ja, ich hab dich ganz, ganz doll lieb". Sie betonte jedes einzelne Wort und wusste felsenfest, dass sie wahr waren. "Genauso lieb, wie Mami dich hat.“
Die edle weiße Jeans, auf die sie ewig ihr Taschengeld gespart hatte, war nun sicher ruiniert und Annika verteilte ihren Rotz auf der schicken roten Lederjacke. Aber das war auf einmal völlig egal.
Nach einer Ewigkeit, wie es ihr vorkam, löste sich die Anspannung in dem kleinen Kinderkörper endlich. Sie spürte, wie sich Annika aufseufzend an sie kuschelte. Liz kämpfte mit Tränen der Erleichterung.
„Lizzy?“
„Ja, Anni. Was ist denn?“
„Ich glaube, jetzt habe ich in die Hose gemacht...“
Nun drang auf einmal die feuchte Wärme in ihr Bewußtsein, die sich auf ihrem Unterbauch und den Oberschenkeln ausbreitete. Langsam erhob sie sich und sah an ihnen beiden herab.
Annikas Hose war im Schritt nass und dunkel. Von den Hosenbeinen tropfte es.
Ihre eigene, zuvor schneeweiße Jeans, war vom Reissverschluß bis zu den Knien gelblich verfärbt. Darunter prangten tiefbraune Matschflecken vom Knien auf dem feuchten Boden.
Es sah aus, als hätten sie beide die Hosen gestrichen voll.
Entsetzt starrte Annika auf die Bescherung. Gleich würde sie anfangen zu weinen.
Bei Liz fing das Zucken in den Schultern an. Ließ die Arme vibrieren und erreichte endlich ihr Zwerchfell. Ein Glucksen tief in ihrer Kehle schwoll zu lautem Lachen. Sie hielt sich den Bauch und konnte gar nicht mehr aufhören.
Wieder sank sie auf die Knie und vergrub ihr Gesicht in Annis Wuschelhaaren.
Die kleine Schwester lachte erleichtert mit, klammerte sich fest an ihren Hals.
„Ich muss noch Aa“, wisperte sie.
Diesmal reagierte Liz sofort. Sie öffnete der Kleinen die nasse Hose und hielt sie, wie sie es bei ihrer Mutter schon gesehen hatte, vor sich. Mit dem Rücken zum Spielplatz war von dort hoffentlich nicht allzuviel zu sehen und sie duckte sich so weit wie möglich hinter den Zaun. Meine Güte, war das Kind schwer!
Beim Drücken verspannte sich Annika so, dass Liz sie fast fallen gelassen hätte. Die Arme zitterten ihr vor Anstrengung, als sie endlich das nasse Klatschen vernahm, mit dem das Aa auf den Boden plumpste.
Das Tempo in ihrer Hosentasche war zwar feucht von dem Pipi-Unfall, erfüllte aber noch seinen Zweck als Klopapier.
Sie bemerkte die empörten Blicke der anderen erst, als sie wieder zum Spielplatz zurückkehrten.
Mit verdreckter Hose, aber hoch erhobenem Haupt, nahm Liz Annika an der Hand, schritt zum Sandkasten und suchte ihre Spielsachen zusammen.
„Was sind sie bloß für eine Mutter!“, zischte die alte Hexe bösartig. Der kleine Junge stierte trübe mit verheulten Augen vor sich hin.
„Ich bin überhaupt keine Mutter!“ Klar und deutlich, dass es alle hören konnten, stellte sie das richtig und fuhr fort: „Und das schreiben sie sich hinter die Ohren: Wenn sie wieder einmal ein Problem mit meiner Schwester haben, wenden sie sich gefälligst an mich! Wagen sie es ja nicht, sie je wieder auszuschimpfen, sonst können sie was erleben!“
Die Frau wurde blass und zog ihren Mund so fest zusammen, dass er aussah wie das Poloch einer Katze.
Aber das bekamen die Schwestern gar nicht mehr mit.
Sie waren schon auf dem Weg nach Hause und schmiedeten Pläne.
„Als erstes machen wir ein großes Badefest“, schlug Liz vor, „das haben wir wohl dringend nötig.“
„Au ja!“, begeisterte sich Anni, „darf ich zu dir in die Wanne kommen?“
„Na klar! Und was machen wir dann?“
„Uno spielen?“
„Ja, und danach können wir uns zusammen etwas zum Abendessen kochen“, sagte Liz.
Jetzt waren Zweifel in Annis Gesichtsausdruck zu erkennen. Mit den Kochkünsten ihrer Schwester hatte sie schon Erfahrungen...
Liz lachte. „Und wenn es wieder nichts wird, schmeißen wir alles in den Müll und bestellen Pizza.“
Anni jauchzte. „Und nach dem Essen liest du mir was vor!“
„Abgemacht!“ Sie musste sich hinunterbeugen, um Anni abzuklatschen.
Kurz kam ihr der Kinofilm in den Sinn, der heute Abend starten würde.
Um nichts in der Welt würde sie auf den gemeinsamen Abend mit ihrer Schwester verzichten!
Nur sie beide, nur Annika und Liz.