Ihr könntet mir bestimmt helfen :/

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GiulieNeunzig
Beiträge: 3
Registriert: 07 Nov 2022, 21:43

Ihr könntet mir bestimmt helfen :/

Beitrag von GiulieNeunzig »

Hallo ihr Lieben,

ich habe mich hier angemeldet, weil ich ein ganz besonderes Anliegen habe. Ich hoffe, es ist ok, das hier zu posten, denn ich kann leider nichts zu eurer Leidenschaft beitragen :-/ Aber ich habe ein großes Problem und ich glaube, dass gerade ihr, viel besser als jede Psychotherapie, mir da sehr gut weiterhelfen könnt (aber keinen Druck bitte ;-))!

Zunächst mal die Schilderung meines Problems: Ich habe eine Zwangsstörung. Ich wasche mir gefühlt 100 Mal am Tag die Hände, dusche zwar nur jeden zweiten Tag, dafür aber eeeeewig. Auch kann ich bestimmte Dinge nicht nacheinander anfassen. Ich teile Dinge und Bereiche in „sauber“ und „unsauber“ ein. Und ständig habe ich das Gefühl, meine Hände sind schmutzig. Ich habe diese Störung schon jahrelang und schon alles mögliche probiert, inklusive Verhaltenstherapie. Und ich habe sowas von die Schnauze voll, ich will einfach nur wieder einen unbelasteten Alltag haben :-/

Warum wende ich mich an euch? Ich habe herausgefunden, dass dieser Zwang auf einer Art Phobie gründet. Und zwar vor Körperflüssigkeiten (Urin und Kot). Aber nicht allgemein, es geht dabei nur um meine eigenen. Ich weiß, es klingt völlig schräg.
Ich habe während dem Studium und davor jahrelang in der Pflege gejobbt (Popos wischen, Stomawechsel und verkotete Bäder putzen gehörte zur Tagesordnung) und das war und wäre noch immer kein Problem für mich. Ich würde sagen, ich bin da sogar eher „hart im Nehmen“, also alles andere als empfindlich, was Ekel angeht.
Ich bin jahrelang geritten und im Stall durch Pferdekacka gelaufen (würde ich nach wie vor tun, mir fehlt gerade nur die Zeit). Ich päppele bei mir zuhause verletzte und junge Vögel, da fällt auch viel Kacka an, auch kein Problem.

Nur wenn es um eigene Ausscheidungen geht, verhalte ich mich irgendwie völlig behämmert. Ich kann es nicht rational erklären, beim besten Willen nicht. Mir fehlen die Argumente. Man muss es auch wirklich nicht verstehen. Ich versteh es selbst nicht so ganz. Aber das ist ja typisch für so eine Störung. Ich kann mir vorstellen, dass es zumindest zu einem Teil daran liegt, dass ich während meiner Schulzeit jahrelang gemobbt wurde (was mir damals gar nichts ausgemacht hat, aber ich glaube unterbewusst schon und das kommt nach und nach raus). Und ich habe gelernt, mich zu akzeptieren bzw. zu mögen, aber ab und zu knicke ich da trotzdem noch ein und mein Selbstbewusstsein ist nicht das größte.
Den Anfang genommen, bzw. verschlimmert hat sich das Ganze, als ich anfing, unkontrolliert Urin zu verlieren, v.a. beim Reiten. Da habe ich angefangen, mich noch ein Stück „unnormaler“ als andere zu fühlen. Auch habe ich mir dann immer wieder eingebildet, Urin zu verlieren, musste es kontrollieren, oft war es dann auch gar nicht so. Ja, ich weiß, da hilft Beckenbodentraining und es ist ein einfach zu behebendes Problem. Ich arbeite schon dran :)
Mittlerweile kratzt das mit dem Urin auch nicht mehr so an meiner Psyche. Das ist nun irgendwie ok.
Aber das Problem hat sich nun verlagert. Es ist zwar nicht so, dass ich stuhlinkontinent bin, aber manchmal, wenn ich eine Weile vorher schon etwas musste, muss ich ganz plötzlich, sobald ich daheim bin (das ist ja meist ein psychologischer Effekt, man könnte es ansonsten noch stundenlang aushalten 😬), sehr stark. In seltenen Fällen konnte ich es dann nicht mehr ganz halten und es drückte schon hinten raus. Und obwohl auch da nur in den seltensten Fällen eine auch wirklich nur kleine Menge in der Unterhose gelandet ist, hab ich fast schon panische Angst vor diesen Dingen. Ich bin dann empfindlichst darauf bedacht, dass nichts davon mit irgendwas anderem von mir zuhause in Kontakt kommt. Hierbei bilde ich mir dann auch oft ein, dass etwas da und dort schon gelandet ist, oder sich den Po hoch verschmiert haben und herausgefallen könnte (zumindest letzteres kann ich ja nachprüfen und war eigentlich noch nie so, trotzdem beherrscht mich dann der Gedanke, dass es so sein könnte). Ich starte dann ewig lange Wasch- und Putzaktionen, obwohl alles nur auf Verdacht (oder wohl eher Einbildung) geschehen ist.
Meine Phobie geht so weit, dass ich sofort, wenn ich etwas Braunes am Finger oder den Klamotten, am Autositz etc. habe, sofort denke, dass es Kacke ist, auch wenn es nicht danach riecht. Oder ständig irgendetwas an meinen Fingern spüre, dann muss ich sofort kontrollieren. Und all das, obwohl ich weiß, dass es eigentlich nicht sein kann, da ich auf dem Klo extrem vorsichtig bin und auch gleich danach dusche (ich muss nur etwa jeden zweiten Tag).

Ihr seht schon: Ich habe (ich meins nicht böse), ziemlich krass einen an der Klatsche in dieser Hinsicht. Es gibt keine rationale Erklärung für diese Angst und ich weiß, dass Körperflüssigkeiten das natürlichste und menschlichste auf dieser Welt sind. Und ich find diese - ganz generell - wie oben geschildert auch nicht sonderlich schlimm. Ich glaube, diese Angst und die Gedanken und Aktionen, die diese nach sich zieht, sind für jemand anderen kaum bis gar nicht nachvollziehbar. Muss es aber auch nicht sein :)
Leider ist es dann halt (in seltenen Fällen) aber doch so, dass unerklärlicherweise irgendwo plötzlich minimal kleine (aber schon schlimm genug für mich) Kackebrocken (durch „Riechprobe“ bestätigt) auftauchen. Zum Beispiel neulich auf meinem recht neuen Bettvorleger. Das ist dann wieder ein herber Rückschlag für mich und bestärkt meine Phobie und absurden regelmäßigen Gedanken (das da könnte Kacke sein) natürlich wieder.
Natürlich könnte ich das auch irgendwie von außen eingeschleppt haben (ich wohne allein), aber schon die Wahrscheinlichkeit, dass es von mir sein könnte oder das Naheliegendste ist, bringt mich an den Rande des Wahnsinns 🙈

An dieser Stelle ist es mir sehr wichtig, zu sagen, dass ich überhaupt nichts Schlechtes an euren Vorlieben sehe. Ich denke auch nicht, dass ihr „unsauber“ oder sonst etwas seid, ganz im Gegenteil, ich glaube sogar, dass ihr es mit der Hygiene um einiges genauer nehmt, als viele andere Menschen.

Ich bin durch Zufall auf eure Seite gestoßen (wahrscheinlich als ich in Google nach Missgeschicken anderer gesucht habe, einfach um mir klar zu machen, dass so etwas normal und okay ist).

Und es tut mir immens gut zu wissen, dass ihr das, was in mir selbst eine absolute Phobie und psychische Belastung auslöst (also eigene Ausscheidungen) extrem zu schätzen wisst und zu einer eurer Leidenschaften gemacht habt. Es tut so wahnsinnig gut, zu lesen, wie unbefänglich und selbstverständlich ihr damit umgeht. Wie positiv ihr das für mich so Schlimme seht. Oft, wenn es mir schlecht geht, flüchte ich mich auf eure Seite und stöbere in euren Geschichten. Und es tröstet einfach sehr. Ich hoffe, ihr könnt mich ein bisschen verstehen und es ist okay für euch, weil ich ja selbst diese Liebe nicht teilen kann.

Natürlich denkt ihr jetzt, ich sollte dringend eine Psychotherapie machen (habe ich damals, als es noch um den Urin ging auch). Ich würde das auch wieder machen. Aber 1. fällt es mir beim Thema Kot noch schwerer, offen und ehrlich mit einer Person „in Präsenz“ darüber zu reden und 2. würde mir aktuell NICHTS mehr helfen, als bestimmte Geschichten von euch (bitte nur welche, die wirklich, wirklich wahr sind). Und zwar Geschichten, in denen ihr absichtlich oder durch ein Missgeschick bestimmte Alltagsdinge mit eigenem Kot verschmutzt habt, die vielleicht nicht mehr zu 100% sauber geworden sind und die ihr aber trotzdem noch benutzt, am Besten, ohne euch danach die Hände zu waschen.
Vielleicht könnt ihr ein klein wenig nachvollziehen, dass mir solche Geschichten helfen würden, wenn ich euch sage, dass ich völlig den Bezug zu einer normalen Hygiene verloren habe. Also wann es normal ist, Hände zu waschen und wann nicht. Und es würde mir auch deswegen helfen, weil ich dann weiß, dass andere auch dreckige Dinge haben, die sie weiterhin benutzen (und sich meinen Gedankengängen nach dann wieder die Hände schmutzig machen) und nicht die Hände waschen. Dass das einfach irgendwie normal ist. Dann könnte ich mir gut vorstellen, dass ich das auch bei mir akzeptieren würde und sich somit mein Händewaschen, Putzen und ständige Kontrollieren von Gegenständen erledigen würde. Wie gesagt, ich habe völlig das Gefühl für eine normale Hygiene verloren :(

Ich möchte euch aber auch sagen, dass ihr euch keine Sorgen machen braucht. Mir geht es ansonsten gut und ich habe zum Glück auch keine Depressionen (sind ja oft mit Zwangsstörungen verbunden). Dennoch schränkt mich der Zwang derart ein, dass ich im Alltag einfach viel zu viel an diese Gedanken, das Händewaschen, Putzen und Kontrollieren verschwende. Und zwar so, dass ich teilweise sehr wenig Schlaf habe (ich arbeite auch Vollzeit) und einfach viel zu wenig Zeit für schöne Dinge :(

Ich würde mich so freuen, wenn ihr ein paar wahre Geschichten für mich hättet….

Ganz liebe Grüße,

Giulie
Alternative 6
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Re: Ihr könntet mir bestimmt helfen :/

Beitrag von Alternative 6 »

Hallo Giulie!

Es dürfte sich wohl hier um eine Phobie wie Paruresis handeln. Da wird Dir hier wohl niemand im Forum helfen können. Solche Phobien lassen sich nur durch eine Verhaltenstherapie bekämpfen bzw. abstellen, nicht durch ein paar Tips. Leider.

LG Svenja
Ich gehe gern draußen Pissen, dabei habe ich kein schlechtes Gewissen. Ob im Grünen oder auf Gestein, bei mir können es viele Orte sein. Deswegen will ich noch sagen, solange es nicht so Asi ist, kann man darüber nicht klagen, wo man mal so hinpisst.
GiulieNeunzig
Beiträge: 3
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Re: Ihr könntet mir bestimmt helfen :/

Beitrag von GiulieNeunzig »

Hallo Svenja, eine Verhaltenstherapie hab ich ja bereits durch…doch, ich bin mir tatsächlich ziemlich sicher, dass mir bestimmte Geschichten sehr gut weiterhelfen können. Mir geht es immer besser, wenn ich merke/höre, wie andere damit umgehen :) Gerade weil ihr eine ganz andere Sicht darauf habt, hilft mir das schon sehr.

Liebe Grüße:)
3komma14
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Re: Ihr könntet mir bestimmt helfen :/

Beitrag von 3komma14 »

Hallo Giulie,

ich hatte früher mal was ähnliches, aber bei weitem nicht so ausgeprägt. Mir hat damals geholfen, dass ich mich in Umgebungen begeben habe, wo ich dies überwinden musste: Campen mit anderen z.B. - wo Du keine andere Möglichkeit hast, als in der Gruppe mitzumachen und auch nur die Klamotten anziehen kannst, die Du halt mitgenommen hast. Vielleicht hilft es, mal in die Richtung zu denken.

Wünsch Dir alles Gute!

Pi
GiulieNeunzig
Beiträge: 3
Registriert: 07 Nov 2022, 21:43

Re: Ihr könntet mir bestimmt helfen :/

Beitrag von GiulieNeunzig »

Hallo Pi,

ja, das hilft tatsächlich immer ein bisschen. Aber das ist dann im Urlaub, wo ich meine Umgebung nicht „schmutzig“ mache und da bin ich dann meist etwas gelassener. Endet aber dann damit, dass ich beim Ankommen zuhause erstmal ne größere Säuberungsaktion starte…

Vielen Dank dir!
Gelöschter Benutzer 6672

Re: Ihr könntet mir bestimmt helfen :/

Beitrag von Gelöschter Benutzer 6672 »

Hallo Giulie,

klingt nach einem ernsteren Problem. Wenn Dir eine Verhaltenstherapie nicht weiterhilft, käme ggf. eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie in Betracht. Ich kann aber gut nachvollziehen, dass es Dir schwer fällt im Rahmen der Therapie über Kacka zu reden. Vielleicht musst Du auch den für Dich richtigen Therapeuten finden, mit dem Du über sowas sprechen kannst. Auch das ist bestimmt nicht einfach.
Hinsichtlich Deiner Bitte vielleicht folgender Hinweis: fast jeder Mensch hat ab und zu das Problem, dass er den Anus nach dem Stuhlgang nicht vollständig gesäubert bekommen hat. Folge ist, dass die Unterhose dreckig wird. Die Unterhose landet dann in der Waschmaschine und wird wieder benutzt. Vollständige Säuberung klappt dabei aber auch nicht immer.....
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