Türchen 22

Erfundene Geschichten rund um das große Geschäft bei den Mädels. Hier könnt Ihr Eurer Fantasie freien Lauf lassen!
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bluemoon
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Türchen 22

Beitrag von bluemoon »

22.

Wir ritten in die Vogesen. Im Zimmer war unsere niedergedrückte Stimmung fast mit Händen zu greifen. Wir mussten einfach raus, um einen klaren Kopf zu bekommen.
Auf einem Wiesenhang, auf dem einige Ziegen weideten, setzten wir uns. Nach langem Schweigen fasste ich die Situation mit drei Worten zusammen: „Ich bin gescheitert.“

„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Antoinette zaghaft.
Die Wahrheit wollte mir kaum über die Lippen. „Ich muss zurück. Sie werden einen anderen Agenten schicken, der versuchen muss, Gensfleisch zum Bau der Druckpresse zu überreden.“
„Und wenn ich es einmal probiere? Du weißt schon, mit weiblichen Reizen und so …“
„Ich glaube nicht, dass das funktioniert“, seufzte ich, „der versoffene Kerl würde dich begrapschen und dann doch nicht die Maschine bauen. Ich habe auch meine Zweifel, ob er dazu überhaupt in der Lage ist. Es hat nicht so ausgesehen, als würde er die Konstruktionspläne lesen können …“
„Aber dann war dein Auftrag ja von vornherein sinnlos! Niemand wird es schaffen, dass der Kerl den Apparat baut“, rief sie empört.
„Tja, sieht so aus. Andererseits steht in unseren Geschichtsbüchern, dass Gensfleisch das Ding erfunden und gebaut hat. Und damit hat er die Verbreitung von Wissen revolutioniert.“

„Kann ich nicht mit dir kommen?“, fragte sie mit Tränen in den Augen.
Ich kramte das kleine Kästchen heraus, das ich immer mit mir herumschleppen musste. Antoinette betrachtete es voller Angst und Abscheu. Es sah unscheinbar aus: eine winzige Linse, die meine Iris scannen sollte und ein Aktivierungsknopf, der den Zeitsprung auslösen würde. Es war so einfach, damit jederzeit zu verschwinden.
„Es kann nur einen Körper erfassen“, sagte ich leise, „wenn du mich im Moment des Zeitsprungs umarmen würdest, würden deine Arme und Hände abgetrennt. Ich habe das einmal erlebt, als mich jemand erwürgen wollte und ich mich nur mit dem Retarder retten konnte. Die Hände umklammerten immer noch meinen Hals, als ich zurückkehrte …“

„Und wenn du einfach hier bleibst?“
Darüber grübelte ich selbst schon Tag und Nacht nach.
„Sie würden jemanden schicken, der mich gewaltsam zurückbringt – oder tötet. Es wäre zu gefährlich, mich auf Dauer hier leben zu lassen. Ich würde zu viel im Zeitgeschehen verändern.“

Am Rande meines Bewusstseins blitzte eine Idee auf, die ich aber nicht recht zu fassen vermochte. Ich versuchte, mich darauf zu konzentrieren, aber der Gedanke war wieder weg.
Angestrengt blickte ich auf die Bergrücken des Schwarzwaldes, die undeutlich im Dunst der Ferne aufragten. Ich sagte in Gedanken das kleine Einmaleins rückwärts auf. Wenn ich mein Bewusstsein nur genug beschäftigte, hatte das Unterbewusstsein vielleicht eine Chance, sich bemerkbar zu machen …
Es half nicht.
Trotzdem wusste ich, was ich zu tun hatte. Es machte keinen Sinn, etwas aufzuschieben, was getan werden musste.
Ich löste die Sicherung am Retarder, klappte die Sperre nach oben. Das Gerät erwachte zum Leben und summte leise. Ein rotes Lämpchen blinkte, wechselte zu gelb und dann zu grün.
Als ich die Kameralinse an mein Auge hielt, zog Antoinette erschrocken die Luft ein.
„Pirmin, nicht!“, rief sie flehend.
Ich beachtete sie nicht.
Ein kurzes Vibrieren bestätigte die korrekte Iris-Abtastung.
Der Retarder war nun scharf.

Sicherheitshalber entfernte ich mich zwei Schritte von Antoinette, holte mit meinem Arm weit aus und schleuderte das Gerät von mir. Im letzten Moment drückte ich den Auslöser.
Im hohen Bogen flog der Apparat durch die Luft, während das Summen sich zu einem dumpfen Dröhnen steigerte.
Ich hatte den Abwurfwinkel falsch eingeschätzt.
Der Retarder knallte gegen einen Baum, prallte ab und segelte auf einen Ziegenbock zu, der beunruhigt dem Geräusch lauschte.
Ein Blitz, ein Knistern wie reißendes Blech – und Bock und Retarder waren verschwunden.

Ich wandte mich zu Antoinette um, die mich entsetzt anstarrte.
„Was hast du getan?“, flüsterte sie.
„Der arme Ziegenbock“, grinste ich, „nun muss er im Jahr 2041 zurechtkommen. Mich wirst du jedenfalls nicht so schnell los werden.“

Sie flog in meine Arme. „Wir schaffen das irgendwie!“, jauchzte sie.
„Willst du mich heiraten?“, flüsterte ich bang.
Sie nahm mein Gesicht in beide Hände und sah mir in die Augen.
„Ja“, sagte sie nur.
Sunny1
Beiträge: 4
Registriert: 22 Dez 2014, 10:46

Re: Türchen 22

Beitrag von Sunny1 »

schöne Geschichte :)
Pipihannes
Beiträge: 419
Registriert: 14 Jan 2016, 05:25
Wohnort: Hamburg
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Re: Türchen 22

Beitrag von Pipihannes »

Hallo

Ja wirklich eine schöne Geschichte. Auch ohne Pissen und Kacken.
Bin jetzt noch gespannter, wie's weitergeht.
Werde mich aber trotzdem mit dem lesen des nächsten Teils bis morgen gedulden.
Schönen Dank bluemoon für die Erleuterungen.

LG Pipihannes
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