Türchen 18

Erfundene Geschichten rund um das große Geschäft bei den Mädels. Hier könnt Ihr Eurer Fantasie freien Lauf lassen!
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bluemoon
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Türchen 18

Beitrag von bluemoon »

18.

Aus einer ganzen Gruppe ineinander verschlungener Frauenkörper lugten Antoinettes rote Haare hervor. Offensichtlich war sie ebenfalls nicht zu kurz gekommen. Ich legte mich wieder zu meinem Engelchen, kuschelte mich an ihren Rücken und dämmerte ein.

Jemand kniff mich unsanft in die Nase. „Hey, du Faulpelz – los, aufstehen, wir müssen weiter!“
Stöhnend blinzelte ich, wunderte mich über Antoinettes heisere Stimme – und realisierte, dass ich immer noch das blonde Mädchen im Arm hielt.
Das war mir nun doch ein wenig peinlich und ich rappelte mich mühsam auf.
Auch in Engelchen kam nun Bewegung und sie grinste mich verschwörerisch an. Antoinette betrachtete mich interessiert, wie einen seltenen Käfer.
Ich hatte das blöde Gefühl, dass die anderen mehr wussten, als das, woran ich mich erinnern konnte …

Müde und fast schweigend aßen wir einen Happen. Die Scheune leerte sich schnell. Immer mehr packten ihre Bündel und verschwanden nach einem kurzen Gruß mit einem Grinsen oder Augenzwinkern.
„Wir sollten ebenfalls zusehen, dass wir wegkommen“, riet Anija, die wieder ihre farbenfrohen Kleider mit den klimpernden Münzen trug. Von unsicheren Bewegungen oder verwaschener Aussprache keine Spur mehr. Auch ihre Augen sahen wieder ganz normal aus – auch wenn ein dunkles Feuer darin glomm. „Nach einem Sabbat hält man sich besser nicht zu lange in der Umgebung auf. Irgendjemand verpfeift uns immer an die Obrigkeit …“


„Was war eigentlich an diesen Besenstielen?“, wollte ich dann doch noch wissen, nachdem ich mich ein paar Mal geräuspert hatte und meiner Stimme wieder einigermaßen traute.
Antoinette grinste nur spitzbübisch.
Anija übernahm das Antworten: „Hauptsächlich Tollkirsche und Bilsenkraut. Dann noch etwas Wasser-Schierling. Und natürlich bestimmte Pilze, die getrocknet und zerstoßen werden“, erklärte sie, „die Kunst liegt in der Mischung aus Harz, Birkenpech und Wachs. Die Paste muss die Drogen gleichmäßig freigeben. Geht es zu langsam, spürst du nichts als ein gewaltiges Brennen im Arsch. Geht es zu schnell, bleibt dein Herz stehen.“
Plötzlich kam mir ein Gedanke und ich lachte auf: „Da, wo ich herkomme, erzählt man den Kindern, Hexen könnten auf Besen durch die Luft reiten! Ich habe nicht gewusst, dass der „Besen“ nur ein Stiel ist und der „Flug“ aus einem Drogen-Trip besteht …“

Die drei Frauen starrten mich entgeistert an.
Anija fasst sich als Erste: „So etwas erzählt Ihr euren Kindern? Meine Güte, du stammst wohl von hinterm Mond?“
Tja, da wollte ich jetzt nicht näher drauf eingehen …

Anija und der blonde Engel – ich wusste immer noch nicht ihren Namen – wollten ebenfalls in unsere Richtung und schlossen sich uns an. Von irgendwoher hatten sie zwei Reitpferde und ein Packpferd. Zusammen bildeten wir fast eine kleine Karawane.
Antoinette als die erfahrenste Kämpferin ritt voraus. Dann kam Anija, die den Weg kannte, anschließend der schweigsame Blondschopf, und ich schließlich sollte mit dem Packpferd unser Grüppchen nach hinten „absichern“. Was genau darunter zu verstehen war, wusste ich nicht – vermutlich war damit einfach gemeint, dass den Letzten die sprichwörtlichen Hunde beißen würden.

Da wir auf einem schmalen Pfad hintereinander ritten, war eine Unterhaltung kaum möglich. Ich träumte vor mich hin, genoss den Anblick des hübschen Hinterns, der vor mir im Sattel schaukelte und versuchte, mich zu erinnern, was genau mit wem in der Hexen-Nacht gelaufen war. Weit kam ich mit diesen Überlegungen nicht – irgendwo hatte ich durch meinen Filmriss eine größere Lücke …

Im Lauf des Tages riss die Wolkendecke auf und die Sonne kam hervor. Wir machten Halt, setzten uns auf einen umgestürzten Baumstamm und verzehrten etwas von unserem Proviant.
„Willst du einen halben Apfel, oder lieber ein Stück Wurst?“, fragte ich das blonde Mädchen. Sie nickte erfreut und deutete auf den Apfel.
„Sabine spricht nur beim Hexen-Ritt“, klärte mich Anija auf.
Wenigstens wusste ich jetzt ihren Namen.
„Seid Ihr Mutter und Tochter?“, fragte ich neugierig.
Sie lachten beide. „Nein“, sagte Anija, „wir haben uns eine Zelle im Kerker geteilt. Als man uns wieder rausgelassen hat, sind wir zusammengeblieben.“
„Ihr seid im Gefängnis gewesen?“, fragte ich ungläubig.
„Ja, das kann leicht passieren, wenn du dich mit Hexen abgibst“, warnte Anija ernst.

„Hast du denn keine Angst, dass wir dich in eine Kröte verwandeln oder ein Unwetter herbeirufen?“, neckte mich Antoinette.
„Nein“, lachte ich, „wenn ich eine Kröte wäre, hätten wir nicht so viel Spaß gehabt beim Sabbat …“ Mir war aufgefallen, dass Antoinette „wir“ gesagt hatte. Sah sie sich selbst als Hexe?

„Du glaubst nicht an Zauberei?“, fragte Anija wachsam.
„Ich glaube, dass es auf der Welt viele Dinge gibt, die ich nicht verstehe“, begann ich vorsichtig, „ob ihr sie versteht oder gar beherrschen könnt, weiß ich nicht. Aber das Problem, dass besonders Frauen verfolgt und umgebracht werden, hat in meinen Augen ganz andere – viel einfachere Gründe: Wenn starke Frauen sich zusammentun, stellen sie eine Bedrohung für die herrschenden Männer dar. Und das werden reine Männer-Organisationen wie die Kirche niemals dulden.“
Ich lehnte mich zufrieden zurück und fand, dass ich die politische Situation ziemlich gut dargelegt hatte.

„Pirmin ist unser neuer Franziskus!“, rief Antoinette begeistert.
„Wie meinst du das?“, fragte ich verwirrt.
„Nun, der hat auch den Vögeln im Wald Predigten gehalten. So wie du gerade“, antwortete sie trocken.
Äh, ja. Das hatte wohl nicht so funktioniert mit dem Eindruck schinden …
Pipihannes
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Re: Türchen 18

Beitrag von Pipihannes »

Hallo

Und wieder ein Teil nach oben.

LG Pipihannes
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lunacy
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Re: Türchen 18

Beitrag von lunacy »

Antoinette ist eventuell auch eine Hexe? Oder kennt sich zumindest aus. Da bin ich aber gespannt...
Viele Grüße von
lunacy 8-)
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bluemoon
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Re: Türchen 18

Beitrag von bluemoon »

:) danke übrigens fürs fleissige kommentieren und nach-oben-bringen! So macht es auch mir richtig Spaß, die olle Geschichte wieder zu lesen ;)
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lunacy
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Re: Türchen 18

Beitrag von lunacy »

bluemoon hat geschrieben:(...) die olle Geschichte wieder zu lesen (...)
Nananana..... mach sie nicht so schlecht!!!
Viele Grüße von
lunacy 8-)
Benutzer 2042 gelöscht

Re: Türchen 18

Beitrag von Benutzer 2042 gelöscht »

Eben! Von wegen "olle" . . .

" . . . die Karavane zieht weiter, der Sultan hat Durst! . . . "
Mit den drei Mädels durch die finstern Wälder der Pfalz . . . na, wenn da nicht jede Menge Sprengstoff darin verborgen liegt! . . . ha, ha, ha . . .

Zurückblickend werde ich auf alle Fälle den Spruch: "Der hat 'nen Stock im Arsch" anders bewerten . . . ha, ha, ha . . .
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