Türchen 16

Erfundene Geschichten rund um das große Geschäft bei den Mädels. Hier könnt Ihr Eurer Fantasie freien Lauf lassen!
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bluemoon
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Türchen 16

Beitrag von bluemoon »

16.

Ich war mir da nicht so sicher. Aber im Moment konnten wir uns darum nicht kümmern.
„Sollen wir es riskieren, ein Gasthaus für die Nacht zu suchen?“, wechselte ich das Thema.
„Tja, das könnten wir“, grinste meine Begleiterin, „aber zwei Dinge sprechen entschieden dagegen: Erstens gibt es hier keine Herberge in der Nähe und zweitens können wir es uns nicht leisten.“
„Wieso können wir uns das nicht leisten?“, echote ich. Wie so oft drang nur der letzte Teil ihrer Aussage in mein Bewusstsein.
„Weil der werte Magister der Medizin völlig abgebrannt ist. Und sein Knappe besitzt keinen roten Heller.“
„Aber ich habe die Schatulle doch selbst eingepackt …“
„Eine leere Schatulle taugt nicht zum Bezahlen“, lachte Antoinette spöttisch.
„Wieso soll sie denn leer sein …?“ Ich stand völlig auf dem Schlauch.
„Die Familie, deren Kind du gerettet hast, brauchte das Geld nötiger, hab ich mir gedacht.“
Es dauerte eine Weile, bis ich begriff.
Ich war geschockt.
„Du hast mich bestohlen? Du hast vorsätzlich mein Vermögen geklaut, um es dieser Familie zu geben? Ich fasse es nicht!!“, brüllte ich.
„Ja, da hättest du auch wirklich selbst dran denken können“, antwortete Antoinette ungerührt, „du kannst schließlich überall und jederzeit als Medicus wieder unseren Lebensunterhalt verdienen.“
„Ach: ICH kann also UNSEREN Unterhalt verdienen, ja?“, zickte ich herum, „und was gedenkst DU so lange zu tun?“
„Ach, das Prinzip hat sich doch schon letztens wunderbar bewährt“, lachte sie laut, „wir suchen uns ein hübsches Gasthaus, du behandelst dort deine Patienten und ich lege mich oben in die Kammer und warte auf dich.“
„Das könnte dir so passen!“, schnappte ich, „du wirst mir gefälligst assistieren! Und glaub bloß nicht, dass ich dich schonen werde.“
„Siehst du? Mir war gleich klar, dass das eine gute Idee ist“, grinste sie voller Ironie.
Himmel noch mal! Wie konnte mich dieser Wildfang derart um den kleinen Finger wickeln?
Jetzt würde ich ihr einiges von meinem medizinischen Wissen beibringen müssen.
Aber die Sorge um die Mutter mit ihren zahlreichen Kindern – die wenigstens war ich los.

Von irgendwelchen Verfolgern war auch am dritten Tag unserer Flucht nichts zu sehen. Bestimmt hatten sie aufgegeben.
Es regnete Tag und Nacht. Die Tiere und wir selbst waren durch und durch nass und ausgekühlt. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Wegen Kleinigkeiten gifteten Antoinette und ich uns an, während wir durch das Dickicht kaum nach Süden vorankamen.

Gegen Abend wurden die Pferde unruhig. Kurze Zeit später nahmen auch wir den Rauchgeruch wahr.
Wir banden die Rösser an einen Strauch und schlichen vorsichtig weiter. Zwischen den Bäumen tauchte ein Haus auf. Eigentlich nur eine einfache Holzhütte, aber groß wie eine Scheune. Aus dem Kamin quoll dicker Rauch. Lärm und ausgelassenes Gelächter drang nach draußen und das grelle Quietschen einer Fiedel.
Sofort stand das Bild einer gemütlichen, warmen, trockenen Wirtsstube vor meinem inneren Auge, mit einem dampfenden Teller Eintopf – den wir uns aber nicht leisten konnten.

Wir robbten weiter durch das triefende Gestrüpp, bis wir die Eingangstür sahen. Quer über die rohen Bretter hatte jemand mit roter Farbe einen fünfzackigen Stern gemalt.
Antoinette rappelte sich auf und grinste übers ganze Gesicht. „Komm, lass uns die Pferde holen! Heute Nacht schlafen wir warm und trocken.“
Na, wenn sie es sagte …

Als wir wenig später die Türe öffneten, schlug uns warmer, feuchter Mief entgegen: Der Geruch nach nasser Kleidung, vielen Menschen und fettem Essen vermischte sich mit beißendem Rauch – nach der ungemütlichen Kälte draußen einfach unwiderstehlich!
In dem lang gestreckten Raum wirbelten Frauen jeden Alters herum, tanzten, jauchzten, kreischten, kugelten sich auf dem Boden. Das reinste Tollhaus.
Eine Diskothek in meiner Zeit hätte gegen den hier herrschenden Krawall wie ein Ort der Ruhe und Besinnung gewirkt.
Hinten auf einer Bank standen ein paar schräge Typen und sägten mit Inbrunst an ihren Geigen.

Eine große, kompakte Frau mittleren Alters in bunten Kleidern mit aufgenähten Gold- und Silbermünzen vertrat uns den Weg. Abwartend, fast feindselig betrachtete sie uns aus zusammengekniffenen Augen.
Antoinette machte eine rasche, komplizierte Geste mit den Fingern, was wie ein geheimes Zeichen wirkte. Die Frau entspannte sich sichtlich, die strenge Miene wich einem Lächeln.
„Holla, ein paar neue Gesichter“, rief sie, „kommt mit, kommt mit!“
Wir folgten ihr in den hinteren Teil der Scheune, wichen den Tanzenden aus und stiegen über die am Boden liegenden Gestalten hinweg.
Sie schob uns in einen Nebenraum und schloss die Verbindungstür.
Die Kakofonie aus dem großen Saal wurde nun wenigstens so weit gedämpft, dass wir uns einigermaßen verständigen konnten.

Auf einem Tisch lagen Brot und Platten mit gekochten und gegrillten Speisen. Es duftete lecker. „Greift zu!“, forderte uns die Frau auf und stellte sich gleichzeitig als „Anija“ vor. Verlegen betrachteten wir das Essen. Das Wasser lief uns im Mund zusammen. „Wir … wir haben kein Geld“, gestand ich schließlich.
Anija winkte ab. „Das sind die Reste des Festmahls. Ihr seid sowieso zu spät dran. Esst ruhig, solange noch etwas da ist.“
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen!
Verstohlen betrachtete ich sie. Hatte sie einen Sprachfehler? Sie nuschelte undeutlich und bewegte sich unsicher. Blau-schwarze, lange Haare und ein markantes, scharf geschnittenes Gesicht ließen auf eine Herkunft aus fahrendem Volk schließen. Sie war nicht wirklich schön, übte aber eine gewisse Faszination auf mich aus.
Zu den herrischen Gesichtszügen schienen die verwaschene Sprache und die fahrigen, unsicheren Gesten nicht so recht zu passen. Und erst die Augen: riesengroß und schwarz – ohne erkennbare Pupillen.

Die Tür öffnete sich. Der Lärm, der aus der Halle hereinbrandete, spülte drei kichernde Mädchen in den Raum. Schwankend hielten sie sich am Tisch fest, griffen fahrig nach dem Essen und stopften es sich gierig in den Mund.
Von uns nahmen sie keinerlei Notiz. Die Größte rülpste ungeniert, wandte sich mit glasigem Blick um und stolperte mit irrem Lachen wieder in Richtung Saal.
Eine der anderen beiden, ein zierliches, feingliedriges Mädchen mit aschblondem Haar, das in jedem Krippenspiel einen perfekten Engel abgegeben hätte, krümmte sich auf einmal stöhnend zusammen. In ersten Moment war ich überzeugt, ihr sei übel und sie müsse sich übergeben. Stattdessen ließ sie einen langen Furz fahren, dass schier die Wände wackelten.
Sie griff sich an den Po. „Oh nein!“, rief sie den Tränen nahe, „ich glaube, ich habe ihn verloren!“
Die andere lupfte kurzer Hand ihre Röcke, zog die Pobacken auseinander und betrachtete interessiert den winzigen, braunen Anus des Engels. „Alles in Ordnung. Ist noch da“, lallte sie mit schwerer Zunge, „komm wieder tanzen!“
Pipihannes
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Re: Türchen 16

Beitrag von Pipihannes »

Hallo

Und wieder einen Teil nach oben.

Bin gespannt wie es weitergeht. Vermute da was. (Nein ich lese nicht voraus, sondern warte bis morgen).
Ja, das würde bestimmt einen klasse Film abgeben.

LG Pipihannes
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lunacy
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Re: Türchen 16

Beitrag von lunacy »

Hehe, die Bezeichnung „Wildfang“ trifft es wohl ziemlich genau. Und auch hat mittlerweile Magister Pirmin eingesehen, wie sehr ihn der Rotschopf um den Finger wickelt. :lol:

Einfach klasse: DU gehst arbeiten, ICH mach nix... ;)
Viele Grüße von
lunacy 8-)
Benutzer 2042 gelöscht

Re: Türchen 16

Beitrag von Benutzer 2042 gelöscht »

Partyyyy . . . Hyper! Hyper! . . . ja, ja, die wußten damals noch zu feiern! . . . ha, ha, ha . . . und schon wieder zieht die Spannung an . . . wow! Bogen um Bogen bekommen wir hier echt was geboten vom guten Bluemoon . . . ich bleibe fasziniert!
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