Nefud - Teil 14

Erfundene Geschichten rund um das große Geschäft bei den Mädels. Hier könnt Ihr Eurer Fantasie freien Lauf lassen!
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bluemoon
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Nefud - Teil 14

Beitrag von bluemoon »

...Beginn der Story
...letztes Kapitel

#14

Weit nach Mitternacht fuhr ich auf einen unbeleuchteten Parkplatz, der von der Autobahn durch ein paar dichte Büsche getrennt war. Ich hatte keine Ahnung, ob die Ganoven wirklich zur Mafia gehörten und wie weit deren Arm reichte. Wir waren fast non-stop durchgefahren. Ein paar Mal hatte ich kurz angehalten, um nach Nefud zu sehen. Die meiste Zeit schlief sie einfach. Nun konnte ich mich nicht länger wach halten. Ich musste mich unbedingt für ein paar Stunden hinlegen.
Der Truck verschmolz völlig mit dem dunklen Hintergrund, wie ich beim Pinkeln erleichtert feststellte. Es müsste schon ein Fahrzeug in den Parkplatz einbiegen und die Scheinwerfer direkt auf das Ungetüm richten, damit es sichtbar würde.
Ich sah noch kurz nach Nefud, stellte mir den Wecker und legte mich lang.

Bevor es hell wurde, waren wir schon wieder unterwegs. Mit jedem Kilometer, den wir zurück legten, wurde meine Angst vor plötzlich auftauchenden Sportautos, aus denen in meiner Fantasie auf uns geschossen wurde, geringer. Seit einiger Zeit hatten wir die Autobahn verlassen und fuhren über kleine Verbindungsstraßen in die Berge hinauf. In einer über einer tiefen Schlucht gelegenen Ausweiche hielt ich an, reckte und streckte mich. Auch das Mädchen regte sich.
„Wie geht es dir?“, fragte ich.
Wie üblich erhielt ich keine Antwort. Nefud vermied es, mich anzusehen.
Ich stieg aus und ging um das Fahrzeug herum. Holte etwas zu essen und zu trinken heraus und stellte alles auf das Mäuerchen über der Schlucht. Karg und still erhoben sich die Berge ringsum. Aus der Schlucht toste der Bach.
Ich öffnete die Beifahrertür. „Willst du nichts essen?“, fragte ich nicht allzu freundlich.
Sie saß zusammengekauert da, hatte die Beine angezogen und die Arme darumgelegt. Wieder reagierte sie nicht.
Verdammt noch mal, ich hatte ihr gerade sozusagen den Arsch gerettet! Man hatte auf mich geballert, und ich hatte mir fast in die Hose geschissen vor Angst um sie. Da konnte ich doch wohl etwas Aufmerksamkeit von ihr erwarten?
Meine Nerven lagen immer noch blank, und so griff ich ins Führerhaus, packte sie am Arm und zog sie unsanft nach draußen.
Sie wehrte sich nicht. Auch nicht, als ich sie auf die Mauer platzierte und ihr Brot und Wurst in die Hand drückte.
Ich hockte mich daneben und schweigend stopfte ich luftgetrocknete Wildschwein-Salami und Ciabatta in mich hinein. Nefud wirkte wie erstarrt.

In meiner Hosentasche stach mich etwas unbequem in die Hüfte. Als ich nachsah, hielt ich überrascht die zwei Silberlöffel in der Hand. Ich musste sie am Tag zuvor eingesteckt und dann vergessen haben.
Wortlos legte ich sie zwischen uns. Womöglich kroch sie noch weiter in sich zusammen.
„Hast du mir dazu etwas zu sagen?“, fragte ich auf spanisch. „Du hast mich beklaut und das Zeug an diese Typen verhökert, die uns fast umgebracht hätten“, sagte ich betont ruhig.
Sie reagierte immer noch nicht. Ich konnte ihr Gesicht zwar nicht sehen, registrierte aber, dass Tränen auf ihre Oberschenkel tropften.
Ich hatte zunehmend Mühe, die Vorwürfe aufrechtzuerhalten. Am liebsten hätte ich sie in die Arme geschlossen.
So wie es aussah, hatte sie mich kaum aus freien Stücken bestohlen. Vermutlich hatten die Kerle sie dazu gezwungen. Dass sie so brutal zugeschlagen hatten, lag bestimmt daran, dass sie ihnen zu wenig Beute gebracht hatte.

Einer Eingebung folgend, nahm ich die beiden Löffel wieder in die Hand. „Weißt du, wie wertvoll die für mich sind?“
Endlich sah sie auf, blickte mich aus verheulten Augen an. Als ich den tiefen seelischen Schmerz darin sah, stieg mir ein Kloß in den Hals.
Ich holte weit aus und schleuderte sie mit aller Kraft in den Abgrund.
Mit offenem Mund folgte ihr Blick dem blitzenden Besteck, das immer tiefer in die Schlucht hinab stürzte.
Verwirrt sah sie dann wieder zu mir, konnte nicht fassen, was ich gerade getan hatte.
Ich nahm ihre Hand und zog sie an mich. „Du bist mir wichtig. Nicht das blöde Silberzeug“, stieß ich hervor, nun selbst mit den Tränen kämpfend.
Immer noch um Fassung ringend, packte ich die Essensreste zusammen.
Schweigend fuhren wir weiter, aber es war ein anderes Schweigen als zuvor.

Immer höher hinauf ging es. Durch winzige Dörfer, bei denen selbst die Hauptstraßen fast zu schmal für das Wohnmobil waren. Außer ein paar alten Frauen und Männern schien hier niemand mehr zu wohnen. Jedes Dorf, das wir durchquerten, war noch ärmlicher und verwahrloster als das vorhergehende. Zum Schluss gab es nur noch vereinzelte Ruinen an der Strasse, die schon längst nicht mehr geteert war und nur noch aus Schlaglöchern und vom Regen ausgewaschenen Fahrspuren bestand.
Die Baumgrenze hatten wir weit unter uns gelassen. Ich steuerte den Truck durch weiss schäumende Bäche und über Schneefelder.
Vor Jahren war ich schon einmal hier gewesen. Nichts hatte sich verändert. Ohne das Navigationsgerät hätte ich schon längst die Orientierung verloren, zumal wir inzwischen die tief hängenden Wolken erreicht hatten und im dichten Nebel keine zehn Meter weit sehen konnten.
Dann hatten wir den markierten Punkt erreicht: Eine ebene Fläche, gerade groß genug für unser Gefährt. Sogar die Haken, die ich damals für das Vordach in den Boden geschlagen hatte, waren noch vorhanden.

Die Hydraulik summte, als sie die Wohnkabine exakt horizontal ausrichtete. Als ich den Motor abschaltete, brach nach dem lauten Zischen der Feststellbremse eine unglaubliche Stille über uns herein.

Ich blieb noch einen Moment sitzen, genoß die Ruhe.
Der Nebel wurden vom Wind vor den großen Scheiben verwirbelt, als würden wir in einen gigantischen Dampfkochtopf starren.

„Komm“, sagte ich endlich und lächelte Nefud an.
Wir kletterten aus dem Führerhaus. Sofort schlug uns kalte, nasse Luft entgegen. Nefud bibberte, während ich die scharfe, saubere Kälte willkommen hieß.
Die nassen Schieferplatten waren rutschig, und wir verloren ein paar Mal fast das Gleichgewicht, als wir um den Truck herum zum Eingang der Wohnkabine gingen.
Drinnen hielt sich noch die muffige Wärme der tiefer gelegenen Gegenden. Ich schaltete sowohl die Diesel-, als auch die Gasheizung auf höchste Stufe. Als die Gebläse heisse Luft in die Kabine pusteten, wickelte ich Nefud in die Daunendecke und öffnete alle Fenster und Dachluken. Herrlich frische Bergluft strömte nun ungehindert ins Innere. Die Temperatur fiel schlagartig um gut 20°. Ich schloss die Öffnungen nach ein paar Minuten wieder und stellte die Heizung auf einen komfortablen Wert zurück. Dann kroch ich zu Nefud und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Etwas kitzelte in meiner Nase und ich wachte halb auf.
Kein Kitzeln, stellte ich fest, sondern ein Geruch.
Ein übler Geruch!
Nun war ich wach. Es stank in meiner mobilen Wohnung nach übergelaufener Toilette.
Schlagartig fiel mir ein, wo wir uns befanden. Hatte das Druckventil versagt, als wir hier auf über 2.000 Meter herauf gefahren waren? Genau dafür hatte ich mir eigentlich den sündhaft teuren Lokus mit dem Spezialtank einbauen lassen. Zu unangenehm waren meine Erinnerungen an die ›normalen‹ Wohnmobil-Klosetts, die einem bei Hitze oder in großer Höhe einen Schwall der eigenen Scheisse entgegenschleuderten, sobald man den Schieber öffnete.

Fluchend rappelte ich mich auf und tappte nach hinten, wappnete mich für den Anblick einer unappetitlichen Pampe, die bestimmt in der Schüssel herumschwappte.
Der Geruch war zwar hier hinten stärker geworden, aber die Schüssel war sauber. Was war da los?
Immer der Nase nach öffnete ich die Schränke und Ablagefächer in der Toilette. Aber erst, als ich die Wand- und Bodenverkleidung abschraubte, kam ich der Sache näher: Der Flansch, der den Ablauf der Kloschüssel mit dem Zerhacker verband, war undicht.

Dem geneigten Leser muss ich vielleicht den „Zerhacker“ erklären: Ähnlich wie in den ICE-Toiletten der Bundesbahn wird der Schüsselinhalt in meinem Luxus-Klo hydraulisch unter hohem Druck abgesaugt. Bevor das Zeug in den Fäkalientank gelangt, muss es durch eine Art Mixer, der mit Edelstahlklingen alle festeren Bestandteile zerkleinert. Genu das ist der Zerhacker. Mit ihm wird verhindert, dass die Pumpe des Fäkalientanks verstopft. Und es bleiben an den Entsorgungsstationen keine Kacke-Knödel liegen, wie es bei normalen Billig-Wohnmobilen immer wieder vorkommt.

Gut, also der Flansch war offensichtlich undicht, was nach menschlichem Ermessen eigentlich nicht vorkommen dürfte. Das Ding ist elementarer Bestandteil der Hochdruckanlage und darf aus Sicherheitsgründen einfach nicht kaputt gehen! Man stelle sich die Fehlfunktion vor, während man gemütlich auf dem Topf sitzt, nach erfolgreicher Erleichterung den Abzug betätigt — und die eigene Scheisse postwendend mit 20 bar wieder zurück in den After geschossen bekommt!
Naja, oder zumindest so ähnlich…

Aufgebracht stocherte ich mit dem Schraubenzieher in dem Riss herum, aus dem munter der Tankinhalt in den darunter liegenden Stauraum tropfte. Ich stieß auf ein kleines Metallteil, das dort definitiv nicht hingehörte. Es hatte Ähnlichkeit mit einer Plombe, wie sie zum Beispiel zum Versiegeln von Gaszählern verwendet wird.
Was zum Henker…?
Mir wurde schlecht, als ich schließlich erkannte, um was es sich handelte: Eine deformierte Pistolenkugel. Vermutlich Kaliber .32.
Die Idioten aus dem Sportwagen hatten meinen Lokus zu Schrott geschossen!


Das Verlegen des Trucks an einen entfernten Platz — querfeldein, in dichtem Nebel und beginnender Dunkelheit — war kein Vergnügen. An die Umwelt verschwendete ich keinen Gedanken, als ich den Ablaufstutzen in eine Felsspalte hängte, den Tank entleerte und mit frischem Wasser ausspülte. Fast das gesamte Trinkwasser ging dafür drauf. Danach war Putzen im Staukasten angesagt und das Zurückfahren auf das ursprüngliche Plätzchen.

Endlich war die Kiste wieder bewohnbar — wenn auch ohne benutzbares Klo.

Nefud versuchte zwar, mir zur Hand zu gehen, suchte aber schon bald das Weite. Vermutlich machten ihr mein andauerndes Geschimpfe und meine miese Laune Angst und sie verkroch sich unter der Bettdecke.

Später gingen wir gemeinsam zum Pinkeln in den Sprühregen hinaus. Zuerst stand ich mit unter dem Ellenbogen geklemmten Regenschirm neben dem Truck im Windschatten und pisste fröstelnd in die Nebelwand. Dann hielt ich den Schirm über die am Boden kauernde Nefud.
Im Truck machten wir es uns dann bei leicht angebrannter Tiefkühlpizza, billigem Côtes du Rhône und einer Komödien-DVD gemütlich. Ziemlich groggy fielen wir bald ins Bett.

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lunacy
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Re: Nefud - Teil 14

Beitrag von lunacy »

Krasse Story, sie wird immer besser. Tolle Beschreibung und interessante Hintergrundinfos runden die Geschichte ab. Ich kann es kaum erwarten, weiterzulesen.... Danke bluemoon!
Viele Grüße von
lunacy 8-)
jope07
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Re: Nefud - Teil 14

Beitrag von jope07 »

Unglaublich gut geschrieben.
Vielen lieben Dank bluemoon!
matze9425
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Registriert: 24 Mai 2016, 21:03

Re: Nefud - Teil 14

Beitrag von matze9425 »

Mach weiter so, gute Geschichten bist jetzt
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