Nefud - Teil 13

Erfundene Geschichten rund um das große Geschäft bei den Mädels. Hier könnt Ihr Eurer Fantasie freien Lauf lassen!
Antworten
Benutzeravatar
bluemoon
Moderator
Beiträge: 578
Registriert: 17 Jul 2014, 11:13
Geschlecht:

Nefud - Teil 13

Beitrag von bluemoon »

...Beginn der Story
...letztes Kapitel

#13

Trotz der Hitze kam ich ganz gut voran mit meinem Manuskript. Nefud kam heute schon früh wieder zurück. Sie benahm sich seltsam. Drückte sich um den Truck herum. Setzte sich auf den Boden und beobachtete mein Tippen am Laptop. Stand gleich wieder auf, kletterte in das Wohnmobil, kam einige Minuten später unruhig wieder heraus.
„Was ist los, Nefud?“, fragte ich schließlich und klappte das Notebook zu. „Stimmt etwas nicht?“
Natürlich rechnete ich nicht wirklich mit einer Antwort, zumal ich auf deutsch gesprochen hatte. Sie schaute betreten zu Boden. Als ich ihre Hand nehmen wollte, wich sie vor mir zurück.
„Hey, warum hast du auf einmal Angst vor mir?“, fragte ich so sanft wie möglich. Sie wich noch weiter zurück und stolperte dabei über meinen Werkzeugkasten. Es klirrte und klapperte. Nefud rappelte sich auf und rannte panisch davon.
Ich hatte keine Ahnung, was ich davon halten sollte. Natürlich verhielt sie sich auch sonst nicht unbedingt ‚normal‘, aber das gerade eben war schon sehr seltsam. In Gedanken versunken räumte ich den Werkzeugkasten aus dem Weg. Dabei fiel mir etwas Glänzendes auf, das auf dem Boden lag: Zwei Kaffelöffel!
Natürlich erkannte ich sie sofort wieder. Es waren Erbstücke meiner Großmutter mütterlicherseits. Schweres Silber mit eingelegtem Familienwappen in einer Emaille-Kartusche. Ja, auch beim Campen schadet es nicht, wenn man einen gewissen Wert auf Stil legt!

Wie kamen die Löffel hier in den Kies?
Ein übler Verdacht keimte in mir auf. Da ich das Familiensilber nicht im Werkzeugkasten aufbewahrte, konnte es nur Nefud verloren haben. Eine Kontrolle der Besteckschublade gab mir Gewisseit: Die restlichen Silberlöffel waren verschwunden.
Verdammt und zugenäht!
Natürlich wusste ich, dass die Göre mich beklaute. Aber Brot und Käse und hin und wieder ein Glas Oliven waren etwas anderes, als wertvolles Silber. Wobei ‚wertvoll‘ natürlich relativ war. Was zahlte ein Hehler für die paar Löffel? 1.000 oder 2.000 Euro? Ich hatte keine Ahnung. Das waren lediglich Peanuts. Auf dem Landgut meiner Familie befanden sich noch Tonnen von dem Plunder. Wenn ich wollte, konnte ich mir die Dinger noch protziger aus Gold anfertigen lassen.
Aber darum ging es nicht.
Es ging um Vertrauen! Ich war gastfreundlich zu Nefud gewesen. Ich hatte ihr ein Dach über dem Kopf und etwas zum Anziehen gegeben. Ich hatte keine Gegenleistung von ihr verlangt. Und sie zahlte es mir mit Diebstahl heim.

In meiner Wut verrammelte ich den Truck und schwang mich aufs Rad. Irgendwo würde ich die Frau finden und zur Rede stellen!
Zwei Stunden später schmiß ich meinen Drahtesel in den Straßengraben und ließ mich erschöpft ins Gras fallen.
Welche Chance hatte ich schon, die Diebin zu finden? Absolut keine, wenn sie sich versteckte.
Sie kannte sich in der Stadt bestens aus, während ich nur die Gourmet-Tempel und Feinkostläden kannte. Von der LKW-Tankstelle und der Entsorgungsstation mal abgesehen.
Am besten fuhr ich nach Hause, machte den Truck fahrbereit und kehrte dem häßlichen Kiesplatz für immer den Rücken. Durch das hektische Herumfahren in der Gluthitze war meine Wut längst verraucht.
Ich brauchte eine Weile, um mir darüber klar zu werden, dass mich nicht nur Wut und Enttäuschung kreuz und quer durch die Stadt getrieben hatten. Es gab noch einen weiteren triftigen Grund: Sorge.

Nefud war in Gefahr. Das fühlte ich irgendwie.
Ich schob mein Rad wieder auf die Straße und strampelte weiter. Achtete nicht auf die Richtung, sondern ließ mich einfach treiben. Bog immer wieder willkürlich ab und radelte über kleine Straßen und durch einsame, verwahrloste Gassen.
In einem besonders heruntergekommenen Viertel hörte ich auf einmal laute Stimmen und Geschrei. Auf einem weitläufigen Grundstück erblickte ich zwischen überwucherten Schutthaufen und den eingestürzten Mauerresten einer Fabrikhalle eine Gruppe von Leuten.
Vier Männer und eine schmächtige Frau konnte ich ausmachen, als ich näher schlich. Zwei der Typen hielten die Frau zwischen sich fest, einer mit schwarzen Handschuhen machte sich an einem Bündel zu schaffen, das vor ihm auf dem Boden lag. Der Vierte stand etwas abseits und rauchte betont unbeteiligt. Er war in teure Markenklamotten gekleidet, wie ich erkennen konnte. ‚Mafia‘, war mein erster Gedanke. Einer der Kerle beugte sich ein wenig vor und ich konnte das Gesicht der Frau im Profil erkennen.
Fast hätte ich ihren Namen herausgeschrien.
Es war Nefud.
Der mit dem Nobel-Outfit wandte sich gelangweilt zum Gehen.
Das nahm der Behandschuhte zum Anlass, Nefud den offenbar leeren Beutel vor die Füße zu werfen.
Als sie gellend schrie, holte er aus und ließ seine Faust in den Bauch des Mädchens krachen. Ihr Schrei endete abrupt.
Meine Gedanken rasten. Irgendwie musste ich ihr helfen.
Die beiden rechts und links von ihr ließen sie zu Boden fallen, wo Nefud gekrümmt und reglos liegen blieb.
Dann folgten sie dem Raucher, der schon fast außer Sicht war.
Hätten sie sich noch einmal umgedreht, hätten sie mich sicher entdeckt, als ich Hals über Kopf zu Nefud stürzte.

Sie war bewusstlos, aber wenigstens lebte sie noch.
Dunkles Blut sickerte aus ihrem Mundwinkel. Sie stöhnte, als ich sie berührte. Dann schlug sie die Augen auf. Ihr Blick irrte fahrig umher, bis sie mich endlich fixierte.
„Ardrian“, murmelte sie.
„Kannst du aufstehen?“, drängte ich sie. Ich hatte keine Ahnung, ob die Typen möglicherweise wieder zurückkehren würden. Wir mussten schnellstens verschwinden. Ich versuchte, Nefud auf die Füße zu ziehen.
Zuerst knickten ihr die Knie weg. Als ich ihren Arm um meine Schultern legte, kam sie in die Senkrechte. Nach dem Schlag musste sie höllische Schmerzen haben, aber sie beklagte sich nicht, sondern versuchte tapfer, einen Schritt vor den anderen zu setzen.

Bei meinem Fahrrad wurde es besser. Ich setzte sie auf den Gepäckträger und schob das Rad, während ich sie mit einer Hand festhielt. Trotzdem brauchten wir fast eine Stunde, um zum Truck zu gelangen.
Erleichtert legte ich sie wie ein Gepäckstück quer über die Beifahrersitze. Ließ den Motor warm laufen, während ich in Windeseile das nutzlose Stromkabel aussteckte und alles für die Fahrt verstaute.
Behäbig, aber mit beruhigender Kraft setzte sich das riesige Gefährt in Bewegung. Wir hatten den Kiesplatz erst halb überquert, als in der Einfahrt des Platzes ein protziger Sportwagen auftauchte und die Straße blockierte. Ich ahnte, wer das sein könnte. Und tatsächlich konnte ich hinter den dunkel getönten Scheiben ein Paar schwarze Handschuhe ausmachen, die auf dem Lenkrad lagen.
Die hinteren Türen öffneten sich und die zwei Kerle, die Nefud zuvor festgehalten hatten, stiegen mit einem siegegewissen Grinsen aus und richteten Knarren auf uns.
Geistesgegenwärtig schaltete ich die Scheinwerfer ein. Und zwar alle, auch die, die für den Straßenverkehr nicht zugelassen waren und sonst nur in schwerem Gelände zum Einsatz kamen.
Die Gauner kniffen geblendet die Augen zusammen — und schossen auf uns, ohne etwas zu sehen.
Der Truck wurde langsamer, als ich das Gas wegnahm. Er kam vor dem Sportwagen fast zum Stillstand, die Kerle senkten grinsend die Waffen und kamen auf uns zu.
Als ich das Pedal bis zum Boden durchdrückte, schoss schwarzer Dieselqualm aus den Rohren. Brüllend nahm der Truck Fahrt auf. Im letzten Moment sprangen die beiden anderen Typen aus dem Wagen und brachten sich in Sicherheit.
Die Motorhaube des Flitzers war so tief herunter gezogen, dass sich mein Wohnmobil kaum merklich hob, als das linke Vorderrad sie unter sich begrub. Glas splitterte und ein ohrenbetäubendes Kreischen war zu hören, als 36 Tonnen Blech und Stahl unter sich zerquetschten.

Es dauerte einen Moment, bis die Kerle ihren Schock überwunden hatten. Als sie das Feuer auf uns eröffneten, waren wir schon fast über den Deich gerollt und außer Reichweite. Ich hörte ein, zwei Kugeln ins Fahrwerk einschlagen, aber offenbar richteten sie keinen großen Schaden an.

...hier geht’s weiter
Fabi90
Beiträge: 29
Registriert: 22 Mai 2015, 13:47
Geschlecht:

Re: Nefud - Teil 13

Beitrag von Fabi90 »

also.. selten eine geschichte gelesen, bei der ich so gespannt bin, wie es weitergeht!
matze9425
Beiträge: 23
Registriert: 24 Mai 2016, 21:03

Re: Nefud - Teil 13

Beitrag von matze9425 »

Immer wieder spannend, weiter so
Ossy
Beiträge: 60
Registriert: 20 Nov 2016, 00:33

Re: Nefud - Teil 13

Beitrag von Ossy »

Bitte mehr davon, tolle Story :-)
Antworten