Nefud - Teil 03

Erfundene Geschichten rund um das große Geschäft bei den Mädels. Hier könnt Ihr Eurer Fantasie freien Lauf lassen!
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bluemoon
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Nefud - Teil 03

Beitrag von bluemoon »

...Beginn der Story
...letztes Kapitel

#3

Für den Abend plante ich ein aufwendiges Menü für Zwei. Mit Kerzen auf dem Tisch, und vielleicht würde ich noch meine alte Gitarre hervorholen. Ich hatte vor, alles, was ich an Romantik aufbieten konnte, zu nutzen, um ihr zu beweisen, dass sie nichts von mir zu befürchten hätte.
Aber es kam ganz anders.

Am Spätnachmittag — ich war gerade am Gemüse schnippeln — begannen sich am Horizont gewaltige Wolkenberge aufzutürmen. Kurze Zeit später zuckten schon die ersten Blitze und ein böiger Wind ließ Luftwirbel über den Schotterplatz tanzen. Schlagartig wurde es dunkel. Ich behielt die Kamera-Monitore im Blick, war mir aber ziemlich sicher, dass die Frau noch nicht wieder zurück gekommen war. Mit einem gewaltigen Donnerschlag fiel der Strom aus.
Der Truck schaltete zwar sofort auf Batterieversorgung um, aber mit dem künstlich erzeugten Spannungsmuster kommt meine empfindliche Überwachungstechnik nicht zurecht. Der Server schaltete sich ab, meine Kameras waren blind. Ich konnte nicht mehr herausfinden, ob und wann meine Untermieterin wieder in ihrem Versteck war.
Nach einem heftigen Hagelschauer prasselten ungeheure Wassermassen herab. Binnen Sekunden bildeten sich Pfützen und Bäche und das Wasser spritzte bis unter den Truck. Dazu fiel die Temperatur schlagartig um 25°.
Mir wurde mulmig.
Wenn das Unwetter länger anhielt, wäre ich gezwungen, mein Wohnmobil an einen höher gelegenen Platz zu verlegen.
Unmöglich, wenn ich nicht hundertprozentig sicher sein konnte, dass sich niemand zwischen den Achsen aufhielt.
Das kleine Bächlein, das normalerweise hinter den Bäumen friedlich gluckerte, schwoll rasend schnell an, trat über die Ufer und suchte neue Wege.

Ich konnte nicht länger zögern. Mit Regenjacke und Gummistiefeln sprang ich nach draußen und zwängte mich unter das Fahrgestell, eine starke Taschenlampe in der Hand. Wer schonmal mitten in einem Bach gekniet ist, weiß, wie sinnlos dabei Gummistiefel sind... Im Nu liefen sie voll Wasser und sammelten dabei Sand und Steine ein. Aber ich gab nicht auf.
Als ich den Lichtstrahl auf die Fläche über dem Gastank richtete, kauerte dort die junge Frau und starrte mich mit schreckgeweiteten Augen an.
»Komm!«, schrie ich gegen das Getöse des Unwetters an und streckte ihr auffordernd meine Hand entgegen.
Sie zögerte. Hin und her gerissen zwischen der Gefahr durch das schnell steigende Wasser und die Angst vor dem Fremden, der sie entdeckt hatte.
Endlich kroch sie zu mir und rutschte vom Tank herunter. Im selben Moment wurden ihr vom Wasser die Beine weggerissen und ich erwischte gerade noch ihr Handgelenk. Auch ich hatte inzwischen mit der Strömung zu kämpfen und klammerte mich an Stoßdämpfern und Verstrebungen fest. Wir wurden eher unter dem Truck herausgespült, als dass wir uns selbst befreit hätten.
Auch als wir im Freien waren, ließ ich ihr Handgelenk nicht los, sondern öffnete mit einer Hand die Beifahrertür und zog uns hinauf.

Ich drückte sie auf den Sitz und kletterte zur Fahrerseite hinüber. Noch nie ist mir die Minute, um den Diesel vorzuglühen, so lang vorgekommen. Ich drückte den Starter und grollend erwachten die 600 Pferdestärken unter uns zum Leben.
Ich atmete auf.
Das Wasser draußen hatte inzwischen die Achsen erreicht und den Auspuff geflutet. Aber so lange der Motor lief, konnte das dem MAN nichts anhaben.
Während der gewaltige Diesel langsam seine Betriebstemperatur erreichte, kletterte ich durch die Luke nach hinten in die Wohnkabine und stellte die Töpfe und Pfannen vom Herd in die Dusche. Es wäre schade um die ganze Mühe, die ich mir gegeben hatte, wenn das Essen vom Herd rutschen würde. Von der Sauerei auf dem Boden mal ganz abgesehen.

Als ich wieder nach vorne kam, kauerte die Frau zitternd vor Kälte in der Ecke und hatte ihre Beine unter sich gezogen. Verängstigt starrte sie nach draußen, wo das schnell strömende Wasser inzwischen am Aufbau leckte. Auszusteigen wäre nun lebensgefährlich.

»Keine Angst«, versuchte ich sie zu beruhigen, »wir sind in Sicherheit.«
Endlich war der Truck fahrbereit. Die rote Warnleuchte erlosch, ich konnte die Feststellbremse lösen. Vorsorglich aktivierte ich die Differenzialsperren aller Achsen und ließ den Motor aufbrüllen. Weißer Dampf schoß aus dem Auspuff, die Räder begannen zu mahlen. Zunächst wurde das Wasser noch tiefer und mit zunehmender Geschwindigkeit schwappte eine Bugwelle bis zur Frontscheibe herauf. Dann stieg das Gelände an und bald befanden wir uns wieder auf festem Grund.
Ich ließ den Motor noch ein paar Minuten laufen, bis die Hydraulik die Wohnkabine horizontal austariert hatte.

»Komm mit nach hinten«, forderte ich sie auf und kletterte wieder durch die Luke von der Fahrer- in die Wohnkabine. Zögernd folgte sie mir. Das Geschirr mit dem halbfertigen Abendessen in der Dusche hatte die kurze Fahrt einigermaßen überstanden, und ich stellte die Sachen zurück auf den Herd.

Jetzt erst nahm ich mir die Zeit, die junge Frau genauer anzusehen, die verloren vor dem Durchgang stand. Ihre Klamotten waren kaum mehr als Lumpen. Eine fadenscheinige, unförmige Hose, die vielleicht einmal eine Jogginghose gewesen sein mochte. Dazu eine löchrige Bluse. Deutlich zu klein spannte sie um den mageren Körper.
Die Nässe des unfreiwilligen Bades hatten den Zustand auch nicht gerade verbessert.

Sie musterte mich unverwandt mit tief liegenden traurigen Augen über blau angelaufenen, zitternden Lippen. Überhaupt schlotterte die ganze Gestalt vor Kälte.

Nun, die Dusche war jetzt ja frei, nachdem das Essen wieder munter auf dem Herd brutzelte. Und ein bisschen Seife war sicher auch kein Fehler. Ich führte sie nach hinten, drehte das Wasser heiß auf und legte Duschmittel und Handtuch heraus.
Sie zeigte keine Regung, stand nur stumm neben mir.
Ich lächelte aufmunternd und machte mich wieder an den Versuch, das Essen zu retten.

Das Gemüse war verkocht und hatte eine unschöne Farbe angenommen. Die T-Bone-Steaks hart wie Bretter. Vielleicht konnte ich das zähe Fleisch vom Knochen lösen, klein schneiden und mit einer Soße wieder genießbar machen.

Derweil rauschte nebenan unvermindert die Dusche. Besorgt behielt ich die Anzeige des Frischwassertanks im Blick, der langsam aus dem grünen in den orangen Bereich wanderte. Sonst war kein Geräusch aus dem Bad zu hören. Ob sie überhaupt duschte, oder noch immer stocksteif im Vorraum stand?

Ihre schmutzigen, nassen Klamotten konnte sie jedenfalls nicht mehr anziehen. Ich kramte in meinen Schränken herum und zog eine alte Worker-Hose, die mir zu eng geworden war, heraus. Ein T-Shirt als Unterhemd und ein Fleece-Pulli. Das würde vorerst genügen müssen. Meine Unterhosen und Socken wollte ich ihr nicht zumuten.

Das Rauschen verstummte und auf einmal stand das Mädchen im Durchgang.
Splitternackt, tropfnass und mit hängendem Kopf schien sie angespannt auf etwas zu warten.
Mich schauderte, als ich unwillkürlich ihren mageren Körper musterte. Arme und Beine dünn wie Stöcke, die Schulterknochen und Schlüsselbeine stachen schier durch die Haut. Der ganze Körper war mit Abschürfungen und Blutergüssen übersäht. Brüste waren nur zu ahnen und automatisch wanderte mein Blick tiefer, um sicher zu gehen, dass wirklich ein weibliches Wesen vor mir stand.
Hatte ich sie wegen des ernsthaften Gesichts und der drahtigen Haare zuvor auf Mitte, Ende Zwanzig geschätzt, wurde mir jetzt klar, dass sie jünger sein musste. Viel jünger.

Endlich verstand ich, worauf sie wartete: Sie bot sich mir an.
Nicht freiwillig, eher schicksalsergeben wartete sie darauf, dass ich sie an Ort und Stelle nahm.
Die Kehle schnürte sich mir zu.
Offenbar hatte sie lernen müssen, dass es nichts umsonst gab, dass alles teuer erkauft werden musste.
Langsam, um sie nicht zu erschrecken, ging ich auf sie zu, schob sie sanft zurück zum Bad und half ihr, sich abzutrocknen. Meine Hose war ihr viel zu groß. Kurzerhand schnitt ich die Hosenbeine ab und fädelte eine Schnur durch die Gürtelschlaufen. In T-Shirt und Fleace-Pulli versank sie fast, aber das war nicht zu ändern.
Sie machte kaum eine Bewegung selbständig, war völlig apathisch. Ich hatte das Gefühl, eine leblose Puppe anzukleiden.

Erst als das Essen vor ihr auf dem Tisch stand, kam Bewegung in sie. Hastig, ohne den Blick zu heben, schaufelte sie alles in sich hinein, was ich ihr vorsetzte. Um meine Betroffenheit zu überspielen, plapperte ich die ganze Zeit sinnlos über das mißratene Essen und die Überschwemmung, die wir gerade überstanden hatten.

Dann schob ich die Teller zur Seite und schnippte mit den Fingern, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
»Wie heißt du?«, war die naheliegendste Frage, die mir in den Sinn kam.
Reglos sah sie mich an.
»Dein Name«, versuchte ich es noch einmal in allen Sprachen, die mir einfielen.

Ihre dunklen Augen waren unergründlich.
Die Haare, die zwischenzeitlich halbwegs getrocknet waren, umrahmten in krausen Locken ihr Gesicht.
Mit etwas mehr Fleisch auf den Rippen könnte man sie als hübsch bezeichnen. Ihre dunkle, fast olivfarbene Haut unterstrich ihre Schönheit.

Ich deutete auf mich. »Adrian«, sagte ich deutlich und wiederholte es mehrmals.
Dann deutete ich fragend auf sie.
»Nefud«, kam es leise und zögernd.
»Nufud?«, fragte ich nach, hatte sie nicht richtig verstanden.
»Nefud«, wiederholte sie deutlicher.
Konnte das wirklich ein Name sein?
»Nefud«, echote ich. Dann zeigte ich abwechselnd auf sie und mich: »Nefud und Adrian«.

Ihr Mund verzog sich zu einem zaghaften Lächeln und eine Reihe überraschend weißer Zähne wurde sichtbar.

...hier geht’s weiter
Fabi90
Beiträge: 29
Registriert: 22 Mai 2015, 13:47
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Re: Nefud - Teil 03

Beitrag von Fabi90 »

insgesamt sind die drei teile echt gut geschrieben. sehr angenehm zu lesen!
inhaltlich auch ganz gut. bin gespannt, wie es weitergeht
Pipihannes
Beiträge: 419
Registriert: 14 Jan 2016, 05:25
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Re: Nefud - Teil 03

Beitrag von Pipihannes »

Hallo

Das fängt ja vielversprechend an. Bin auf die Fortsetzungen gespannt.
Und wie immer gut geschrieben.

LG Pipihannes
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